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US-Gericht urteilt: Müssen katholische Agenturen Pflegekinder auch an Homosexuelle vermitteln?

Ist es diskriminierend, wenn katholische Sozialdienste in Philadelphia Pflegekinder aufgrund der Lehre der katholischen Kirche nur an heterosexuelle und nicht an homosexuelle Partner vergeben? Über diese Frage muss jetzt der US-Supreme Court entscheiden.
Supreme Court der USA
Foto: Andrew Harnik (AP) | Der Supreme Court muss klären, ob die Stadt Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania von einer religiösen Organisation, die sich gegen die Homosexuellen-"Ehe" ausspricht, "Nichtdiskriminierung" einfordern kann.

Müssen katholische Agenturen Pflegekinder auch an Homosexuelle vermitteln? Die neun Richter des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten haben mit den Anhörungen zu dieser Frage begonnen. Sie müssen klären, ob die Stadt Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania von einer religiösen Organisation, die sich gegen die Homosexuellen-„Ehe“ ausspricht, „Nichtdiskriminierung“ einfordern kann. 

Supreme Court sympathisiert mit katholischem Pflegedienst

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Wie der National Catholic Register berichtet, habe Philadelphia 2018 seine Partnerschaft mit einer Gruppe des katholischen Sozialdienstes, den „Catholic Social Services“ (CSS), in Bezug auf die Vermittlung von Unterbringungsmöglichkeiten für Pflegekinder beendet, weil die religiöse Organisation ablehnt, Kinder in homosexuellen Haushalten unterzubringen. Die Stadtverwaltung meine jedoch, dass dies Philadelphias Vorschriften über die „Nichtdiskriminierung“ verletze. Die in Washington erscheinende Tageszeitung "The Hill" stellt dazu fest, dass die sechs konservativen Richter am Supreme Court mit der katholischen Gruppe offenbar sympathisierten, da sie wiederholt bemerkt hätten, dass der CSS aufgrund seiner religiösen Einstellung ein homosexuelles Paar abweisen könne und dass es schließlich auch noch andere Pflegeelterndienste in der Stadt gebe, die „eine Adoption für LGBT-Familien erlaubten“.

Richter Samuel Alito beschuldigte städtische Beamte, dass sie es auf die katholische Kirche wegen ihrer religiösen Ansichten abzielten. „Wenn wir ehrlich darüber sind, was hier tatsächlich vor sich geht: es geht nicht darum, dass gleichgeschlechtliche Paare in Philadelphia die Möglichkeit haben, Pflegeeltern zu werden“, sagte Alito. „Es ist vielmehr die Tatsache, dass die Stadt die Botschaft nicht ausstehen kann, die von den Catholic Social Services und der Erzdiözese ausgesendet wird, indem sie weiterhin an der unmodernen Auffassung über die Ehe festhält“. Der von Donald Trump nominierte Richter Brett Kavanaugh sagte laut dem National Catholic Register, dass es so scheine, als ob Philadelphia „den Kampf sucht“, wenn es vom katholischen Dienst verlange, seinen eigenen religiösen Überzeugungen über die Ehe zu widersprechen.

Was der Erzbischof von Philadelphia denkt

Auch der Erzbischof von Philadelphia, Nelson J. Perez, äußerte sich in The Philadelphia Inquirer zu dem Fall und schrieb: „Im Grunde genommen sagt man uns damit, dass die katholische Kirche ihren Glauben an der Eingangstür abgeben müsse, wenn sie den Bedürftigen helfen wolle“. Doch, so fuhr er fort, „unser Glaube verpflichtet uns dazu, diese Arbeit zu tun, und wir haben ein Recht darauf, uns nach den Grundsätzen unseres Glaubens zu verhalten“.
Noch steht nicht fest, wann der Fall entschieden wird. Die Urteilsfindung könne sich bis Juni hinziehen, bemerkt The Hill.  DT/ks

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