Für die türkische Republik gehört bisher die Leugnung des Genozids an den Armeniern ebenso zu den nicht diskutierbaren Dogmen, wie umgekehrt die Forderung nach einer türkischen Entschuldigung für diesen Genozid zu den Dogmen Armeniens (und Frankreichs) gehört. Die ideologischen Kemalisten, die sich als Erben jener nationalistischen Jungtürken sehen, die für die Massaker während des Ersten Weltkriegs verantwortlich waren, vermochten nicht über den Schatten ihrer blutigen Vergangenheit zu springen. Die AKP-Politiker Erdogan und Gül dagegen wagen einen Schritt zur Versöhnung mit Armenien: Diplomatische Beziehungen sollen rasch aufgenommen werden; die seit 16 Jahren geschlossene Grenze soll in absehbarer Zeit geöffnet werden.