Frau Pantel, das Schlagwort des Parteitages lautete: die CDU als Partei der Mitte. Was verstehen Sie unter politischer Mitte? Reicht es aus Ihrer Sicht aus, wenn eine Volkspartei sich auf die Mitte konzentriert?
Die politische Mitte besteht aus den Menschen, die arbeiten gehen oder gearbeitet haben, ihre Steuern zahlen und unser System am Laufen halten, die sogenannte gutbürgerliche Mitte also. Wir müssen genau hinschauen, wer dafür verantwortlich ist, dass unser Land wirtschaftlich stabil bleibt. Bisher verdienen arbeitende Bürger das Geld, das wir an diejenigen verteilen, die weniger haben und wodurch die Infrastruktur aufgebaut oder unterhalten wird. Allein die CDU unterteilt sich unter anderem in Wirtschaftsnahe, Soziale, Junge und Alte. Diese Darstellung ist zwar sehr einfach, aber sie zeigt, dass es eine homogene Mitte an sich gar nicht gibt.
"Die Konservativen gehören mit ihren
unterschiedlichen Ansprüchen,
Bedürfnissen und Talenten in der CDU zur Mitte dazu"
Gehören die Konservativen in der Gesellschaft, aber auch in Ihrer Partei ebenfalls zu dieser Mitte?
Selbstverständlich gehören die Konservativen mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen, Bedürfnissen und Talenten in der CDU zur Mitte dazu. Die Mitglieder der CDU sind die Konservativen. Diese Mitte ist vielfältig. Ich selbst bin in der CDA, bin konservativ und wirtschaftsliberal, und deshalb gehöre ich in die Mitte.
Was wurde bei diesem Parteitag beschlossen, was auch diese Gruppe anspricht?
Die Anträge zum 5G-Ausbau und zur Inneren Sicherheit beispielsweise.
Wie sieht aus Ihrer Sicht die Diskussionskultur in der Partei aus? Peter Tauber hat massiv die WerteUnion angegriffen und sie tendenziell mit der AfD gleichgesetzt. Wie beurteilen Sie die Aktivitäten der Werteunion?
Was wäre die CDU ohne ihren konservativen Flügel? Ich denke, nur schlau zu reden reicht nicht, man sollte sich selber daran halten: Wenn ich erwarte, dass man sich nicht gegenseitig angreift, dann sollte ich es selber auch nicht tun. Die WerteUnion ist Teil der CDU. Ihre Mitglieder sind beitragszahlende CDU-Mitglieder, die ihre Auffassung von Werten stärker in den Mittelpunkt der Partei tragen möchten und ehrenamtlich sehr engagiert für unser Land das Beste suchen.
"Wenn ich erwarte, dass man sich
nicht gegenseitig angreift, dann sollte
ich es selber auch nicht tun"
Der Vorschlag der Jungen Union, den Kanzlerkandidaten per Mitgliederentscheid zu bestimmen, ist abgelehnt worden. Glauben Sie, dass damit auch die Diskussion über den künftigen Kandidaten zu Ende ist?
Nein, sie war parteiintern auch nicht wirklich eröffnet. Die Diskussion wird aber kommen, wenn es an der Zeit dazu ist.
Welche Rolle sollte Ihrer Meinung nach künftig Friedrich Merz spielen?
Er sollte gerade in Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik stärker eingebunden werden, um hier im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards spürbar mitgestalten zu können.
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