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Südafrika-Expertin: Arabisch-muslimischer Sklavenhandel wird bewusst verschwiegen

Seit 2006 ist der 10. Mai in Frankreich der nationale Gedenktag der Sklaverei. Aus diesem Anlass erinnert die Lehrbeauftragte an der Pariser ENS, Marie-Claude Barbier Mosimann, im „Figaro“ an die Bedeutung des arabisch-muslimischen Sklavenhandels, dessen Geschichte bewusst verschwiegen werde.
Sklaven-Denkmal auf Goree im Senegal
Foto: epa Pierre Holtz (EPA) | Mit der Expansion des Osmanischen Reiches in Nordafrika hätten Sklavenhandel und Sklaverei weiter floriert, meint die Südafrika-Expertin Marie-Claude Barbier Mosimann.

In der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ befasst sich die Honorar-Lehrbeauftragte der „École nationale supérieure (ENS) Paris-Saclay und Expertin für Südafrika, Marie-Claude Barbier Mosimann, mit der derzeitigen Wahrnehmung des arabisch-muslimischen Sklavenhandels, der im Bewusstsein der Öffentlichkeit so gut wie keine Rolle spiele. Ein umfassendes Werk des Historikers Olivier Pétré-Grenouilleau mit dem Titel „Les traites négrières“ habe indes schon 2004 gezeigt, dass es nicht nur einen Sklavenhandel, sondern drei verschiedene Formen gebe: den Atlantischen Sklavenhandel, den arabisch-muslimischen Sklavenhandel sowie den innerafrikanischen Sklavenhandel, der den beiden anderen die Sklaven zugeführt habe.

Arabisch-muslimischer Sklavenhandel dauerte 13 Jahrhunderte

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Als der damalige Staatspräsident Jacques Chirac im Jahr 2005 beschloss, dass der 10. Mai - der Jahrestag der Verabschiedung des Gesetzes „Loi Taubira“, mit dem die Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkannt wurde – künftig als „Gedenktag des schwarzen Sklavenhandels, der Sklaverei und ihrer Abschaffung“ begangen werde, sei die Schuld nur den Weißen gegeben worden. Ein Jahr später klärte die ehemalige französische Justizministerin und Namensgeberin des „Loi Taubira“, Christiane Taubira, über ihr Schweigen in Bezug auf den orientalischen Sklavenhandel auf. Sie sagte, es sei besser den arabisch-muslimischen Handel mit schwarzen Sklaven nicht zu erwähnen, damit die „jungen Araber“ nicht „die ganze Last des Erbes der Untaten der Araber“ mit sich trügen.

Doch, so bemerkt Barbier Mosimann, der westliche Sklavenhandel habe drei Jahrhunderte gedauert, während sich der arabisch-muslimische Sklavenhandel über 13 Jahrhunderte erstreckt habe: „Seit den Anfängen des Islam im siebten Jahrhundert hat er sich im gesamten Maghreb ausgebreitet,, von wo aus die Karawanen starteten, die die Sahara durchquerten, um schwarze Sklaven von der subsaharischen Küste mit sich zu nehmen. Timbuktu war ein Drehkreuz dieses Handels“.

Mit der Expansion des Osmanischen Reiches in Nordafrika hätten Sklavenhandel und Sklaverei weiter floriert, „und Städte wie Algier, Tunis oder Tripolis boten große Sklavenmärkte, die von Raubzügen an Land, aber auch auf dem Meer gespeist wurden, da sie von Barbaresken-Piraten ausgingen, um christliche Sklaven an den nördlichen Ufern des Mittelmeeres zu rauben. Der arabisch-muslimische Sklavenhandel hat praktisch das gesamte afrikanische Gebiet nördlich des Sambesi betroffen“.

Wie könne man daher immer noch hinnehmen, fragt die Verfasserin am Ende ihres Artikels, dass „einzig der weiße Mann als Sklavenhalter und Kolonialist bezeichnet wird?“  DT/ks

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