Menschen, die sich einer Religion verbunden fühlen, folgen eher traditionellen Haltungen und neigen daher weniger zur politischen Linken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des "Pew Research Center". Das nichtstaatliche Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Washington stellte fest, dass sich 2020 nur schätzungsweise 16 Prozent der Weltbevölkerung keiner Religion angehörig fühlen und sich somit als Atheisten oder Agnostiker bezeichnen.
Was Religiosität über die politische Einstellung aussagt
In vielen Ländern sei diese religiöse Ungebundenheit mit bestimmten gesellschaftlichen und politischen Einstellungen verbunden, betont das Pew Research Center. Die auch als „nones“, als Konfessionslose, bezeichneten Erwachsenen äußerten sich mit größerer Wahrscheinlichkeit als gläubige Menschen, Homosexualität zu akzeptieren und sich mit der politischen Linken zu identifizieren. Im Gegenzug sei es bei ihnen weniger wahrscheinlich, dass sie traditionellen Geschlechterrollen in der Ehe den Vorzug geben.
Die Umfrage bezog 34 Staaten ein. In 18 von ihnen war die Gruppe der religiös ungebundenen Erwachsenen groß genug, dass sie untersucht werden konnte. So sagten beispielsweise in Südkorea 60 Prozent der religiös „Konfessionslosen“, dass Homosexualität von der Gesellschaft akzeptiert werden sollte. Bei der Gruppe der religiös gebundenen Menschen waren nur 30 Prozent dieser Ansicht. Derart erhebliche Unterschiede ergaben sich auch in der Slowakei, wo 34 Prozent weniger gläubige Menschen der Aussage in Bezug auf die Homosexualität zustimmten, sowie in den Vereinigten Staaten, wo der Unterschied bei 22 Prozent lag. In Russland sei die Akzeptanz von Homosexualität innerhalb der Gesellschaft weitaus weniger verbreitet: Dort waren 26 Prozent der Konfessionslosen für eine Akzeptanz, im Gegensatz zu 11 Prozent der religiös Gebundenen.
Religiöse bevorzugen traditionelle Geschlechterrollen
Ferner ergaben sich Unterschiede bei der Einstellung gegenüber traditionellen Geschlechterrollen in den Familien. Bei der Frage, welche Art von Ehe eine eher zufriedenstellende Lebensform sei, zogen die Konfessionslosen eher als die Gläubigen in einigen der untersuchten Länder diejenige Eheform vor, bei der sowohl Ehemann als auch Ehefrau berufstätig sind und sich gemeinsam um die Haushaltsführung kümmern. Demgegenüber war die Art der Ehe, bei der der Ehemann die Familie versorgt und die Frau sich um Haus und Kinder kümmert, in elf Ländern weniger attraktiv für religiös ungebundene Erwachsene als für die befragten Gläubigen.
Darüber hinaus identifizierten sich die Konfessionslosen in vielen Ländern eher als die religiös gebundenen Erwachsenen mit der politischen Linken. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist besonders stark in Spanien ausgeprägt, wo sich 47 Prozent der ersten Gruppe der politischen Linken zurechneten, im Gegensatz zu nur 19 Prozent derjenigen, die einer Religion angehörten. DT/ks
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