Die Entscheidung des Londoner, besonders empfindliche Zuschauer vor dem Besuch des Shakespeare-Dramas „Romeo und Julia“ zu warnen, führt aktuell zu Kontroversen in der Presselandschaft des Vereinigten Königreichs. Der Doppel-Selbstmord des tragischen Liebespaares am Ende der Aufführung, sowie Gewaltdarstellungen und das Verwenden von Theaterblut auf der Bühne könnten angeblich psychische Gesundheitsprobleme verursachen.
Theater mit Warnungen
Wie das christliche Online-Portal Mercatornet berichtet, habe sich das Management des Londoner Globe Theatre, das 1599 von der Schauspieltruppe „Lord Chamerlain’s Men“ gegründet wurde, der auch William Shakespeare angehörte, dazu entschieden, die momentan in einer modernen Interpretation aufgeführte Tragödie des Dramatikers mit „Trigger-Warnungen“ zu versehen, um besonders empfindlich reagierende Theaterbesucher vorzuwarnen: „Diese Produktion enthält Suizid-Darstellungen, Momente der Gewalt sowie Verweise auf Drogenkonsum.
Spott in den Medien
Wenn Sie irgendwelche Fragen oder Bedenken dazu haben, kontaktieren Sie bitte in Bezug auf weitere Informationen zu der Produktion unser Theaterkassen-Team“, ist darin zu lesen. Darüber hinaus wurde in der Warnung die Telefonnummern für Gesundheitszentren für psychische Probleme angegeben, wie etwa die der „Samaritans“ und der gemeinnützigen Organisation „The Listening Place“, deren Mitarbeiter suizidgefährdeten Menschen helfen.
Zum Glück wurden diese Warnungen in vielen Medien, meint Mercatornet, als „bekloppt und lächerlich verspottet“. Dennoch habe das Globe Theatre auf die Hinweise für die heutige Generation „Snowflake“ bestanden – eine Bezeichnung für die sogenannten „Millennials“, die in den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts geboren wurden und für extrem sensibel und wenig resilient gehalten werden.
Wahnsinn mit Methode
Doch wenn schon „Romeo und Julia“ Trigger-Warnungen erforderlich machten, so fragt sich Mercatornet, „was wird dann mit den Theaterproduktionen von ‚König Lear‘ geschehen (Cornwall blended auf der Bühne den alten Gloucester), oder mit ‚Hamlet‘ oder mit ‚Titus Andronicus‘ (mit durchschnittlich 5,2 Gräueltaten pro Akt – vom Kannibalismus bis hin zur Vergewaltigung)?“
Wie ein vorweggenommener Kommentar zu diesen Warnungen des Theaters höre sich das Bonmot des Polonius im „Hamlet“ an, so meint die christliche Webseite. Shakespeare legte ihm in den Mund: „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“. DT/ks
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