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Schweiz: Bischöfe sehen „Ehe für alle“ kritisch

Der Beschluss des Schweizer Parlaments gehe über die Vorstellung von der christlichen Ehe hinaus, so die schweizerischen Bischöfe. Kritik kommt auch zum Zugang zu medizinisch unterstützter Fortpflanzung, die lesbischen Paaren von nun an offenstehen soll.
Zulassung der "Ehe für alle" in der Schweiz
Foto: Sven Hoppe (dpa) | Das Schweizer Parlament hatte am Donnerstag gleichgeschlechtlichen Paaren den Zugang zur Ehe ermöglicht.

Die schweizerischen Bischöfe haben sich kritisch zur Zulassung der „Ehe für alle“ in ihrem Land geäußert. „Der Nationalratsbeschluss geht über unsere Vorstellung von der christlichen Ehe hinaus, die auf einer komplementären Verbindung von Mann und Frau beruht und sich der natürlichen Fortpflanzung öffnet“, erklärte der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, gegenüber dem Portal kath.ch. Er frage sich aber, ob die kirchliche Position in der heutigen Gesellschaft noch wahrgenommen werde

Bischöfe betonen sakramentale Sicht auf die Ehe

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Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) habe vor allem eine sakramentale Sicht auf die Ehe, so Lovey weiter, der innerhalb der SBK für die Familienpastoral zuständig ist. Dies bedeute, dass man sich bewusst sei, dass die Ehe die gesamte Gesellschaft und damit auch die Kirche betreffe.

Zudem verwies Bischof Lovey laut kath.ch auf die kirchliche Position aus dem Jahr 2019. Damals hatten die Bischöfe erklärt, dass es nicht möglich sei, auf die Debatte über die „Ehe für alle“ einzugehen, ohne die Folgen der Elternschaft und des Zugangs zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung (MAP) zu berücksichtigen. Diese lehne die Bischofskonferenz generell ab. „Die MAP sieht die Spende von Keimzellen vor, was den Rechten des Kindes widerspricht“, so Lovey. Da das Kind seine biologische Herkunft nicht kenne, würde dies zu Leiden und Schwierigkeiten bei der eigenen Entwicklung führen.

Zeugung von Kindern per Samenspende soll erlaubt werden

Das Schweizer Parlament hatte am Donnerstag gleichgeschlechtlichen Paaren den Zugang zur Ehe ermöglicht. Zudem verabschiedete die große Parlamentskammer des Nationalrats eine Vorlage, wonach lesbischen Paaren die Zeugung von Kindern per Samenspende erlaubt werden soll. In der Gesamtabstimmung wurden beide Neuerungen mit 132 Ja-Stimmen zu 53 Nein-Stimmen bei 13 Enthaltungen angenommen.

Die Initiative zur „Ehe für alle“ war vor sieben Jahren von den Grünliberalen gestartet worden. Die Schweiz ist eines der letzten Länder in Westeuropa, das die gleichgeschlechtliche Ehe zulässt.

DT/mlu

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Redaktion Bischof Deutsche Bischofskonferenz Gleichgeschlechtliche Ehe

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