Die katholischen Bischöfe Polens unterstützen einen vom Volk initiierten Gesetzentwurf für ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot. Unmittelbar vor der für Donnerstag angesetzten Parlamentsabstimmung erklärte der Sprecher der Polnischen Bischofskonferenz, Pawel Rytel-Andrianik, auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter, dass die Bischöfe alle Initiativen unterstützten, die „darauf abzielen, menschliches Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“ zu schützen.
830.000 Polen unterzeichneten die Petition
Die Petition für ein Abtreibungsverbot, das auch Fälle umfassen würde, in denen das ungeborene Kind schwere Fehlbildungen oder Krankheiten aufweist, unterzeichneten etwa 830.000 polnische Bürger. Bislang sind Abtreibungen laut Gesetz nur in Fällen von Vergewaltigung und Inzest erlaubt, wenn die Gesundheit und das Leben der Mutter in Gefahr sind oder im Falle schwerer Fehlbildungen oder Krankheiten des Fötus.
Ob der Gesetzesentwurf ausreichend Unterstützung findet, um das Unterhaus des Parlaments zu passieren, ist fraglich. Polens Staatspräsident Andzej Duda kündigte jedoch bereits an, weitere Einschränkungen der Abtreibungsgesetze zu unterstützen. „Ich glaube, Kinder mit Behinderung zu töten ist schlicht und ergreifend Mord“, wird er von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert.
Ähnliche Volksinitiative scheiterte 2015 im Parlament
Eine ähnliche Volksinitiative, die alle Abtreibungen in Polen verbieten wollte, scheiterte bereits 2015 im Parlament, so wie auch weitere dahingehende Gesetzesvorschläge. Gegen die nun eingebrachte Initiative kam es in zahlreichen polnischen Großstädten zu Protesten. In Polen wurden zuletzt laut offiziellen Angaben jährlich rund 1.000 legale Abtreibungen registriert. In fast allen Fällen stellten Ärzte demnach eine schwere Krankheit des Fötus fest.
DT/mlu
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