Das überkonfessionelle Hilfswerk „Open Doors“ hat heute den aktuellen Weltverfolgungsindex veröffentlicht, eine Rangliste der 50 Länder, in denen Christen die stärkste Verfolgung wegen ihres Glaubens erleben. In diesen 50 Ländern sind rund 309 Millionen Christen betroffen gegenüber 260 Millionen im Vorjahr, sagte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, gegenüber der „Tagespost“. Seit 2002 steht Nordkorea auf Platz 1 des Weltverfolgungsindex von Open Doors. Das Regime betrachtet Christen als Staatsfeinde, zehntausende sind inhaftiert und werden in einem der mindestens vier Arbeitslagern zu Tode gequält. Nordkorea ist offiziell ein atheistischer, kommunistisch-stalinistischer Staat. In der Praxis steht allerdings der Führerkult im Vordergrund. Auf den Rängen 2 bis 10 des aktuellen Weltverfolgungsindex folgen Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan, Eritrea, Jemen, Iran, Nigeria und Indien. Die stärkste Zunahme der Christenverfolgung war dem Index zufolge in Mosambik und der Demokratischen Republik Kongo zu beobachten, gefolgt von der Türkei, dem Irak und China.
Lage in China wird immer dramatischer
China ist seit 2018 von Rang 43 im Weltverfolgungsindex auf aktuell Rang 17 gestiegen. Seit 2013 hat das Regime rund 18.000 Kirchen oder kirchliche Einrichtungen schließen oder zerstören lassen. Gottesdienste werden per Kamera überwacht, Kindern und Jugendlichen ist die Teilnahme verboten. Kreuze müssen ab- und dafür Bilder von Staatschef Xi Jinping aufgehängt werden.
Die Anzahl der dokumentierten Fälle von Christen, die aufgrund ihres Glaubens getötet wurden, hat sich von 2 983 im Vorjahr auf aktuell mindestens 4 761 erhöht. Besonders in Westafrika und der Sahelregion haben Angriffe islamistischer Gruppen auf Christen und ihre Kirchen zugenommen, heißt es im Weltverfolgungsindex. In Nigeria seien mit 3 530 die meisten Christen getötet worden.
Wo religiöser Nationalismus das kirchliche Leben erstickt
In Indien sowie der Türkei und weiteren Ländern drohe religiöser Nationalismus alles kirchliche Leben zu ersticken. Die Pandemie hat nach diesen Angaben den Verfolgungsdruck für viele Christen in Afrika und Asien verschärft. Sie würden häufig von der Nothilfe ausgeschlossen und für die Pandemie verantwortlich gemacht. Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland, forderte daher gegenüber dieser Zeitung, „dass gerade verletzliche und diskriminierte religiöse Minderheiten auch über lokale christliche Organisationen versorgt werden können“.
Rode bedauerte zudem die fehlende öffentliche Resonanz im Blick auf den Weltverfolgungsindex: „Angesichts des gewaltigen Ausmaßes der Christenverfolgung ist das Interesse in den säkularen Medien und der Politik sehr gering. Oft scheint hier selbst angesichts tausender ermordeter Christen die persönliche Identifikation und das Engagement zu fehlen.“ Es sei zu hoffen, „dass die Bundesregierung jetzt auch aktiv wird, um die Situation religiöser Minderheiten wie die der verfolgten Christen zu verbessern, gerade auch gegenüber Staaten wie China oder Indien, die Millionen Christen und andere Minderheiten verfolgen“. DT/chp
Lesen Sie ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden von Open Doors, Markus Rode, in der kommenden Ausgabe der Tagespost.