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Österreichs Bischofskonferenz für Ethikunterricht

Ethische Bildung sei Kernaufgabe der Schule – Streitpunkt bleibt „Ethik für alle“.
Unterricht in einer Schulklasse
Foto: Holger Hollemann (dpa) | Im Bild: Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse im Unterricht.

Die Österreichische Bischofskonferenz begrüßt den von der schwarz-grünen Bundesregierung geplanten Ethikunterricht für jene Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen. Ethische Bildung zu vermitteln, sei eine Kernaufgabe der Schule. In der Stellungnahme, die vom Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, unterzeichnet ist, heißt es, Schülerinnen und Schülern, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, würden im Ethikunterricht Zugänge zu ethischer Bildung ermöglicht. „Angesichts der wachsenden Herausforderungen einer pluralen Gesellschaft ist ethische Bildung für alle Schülerinnen und Schüler essenziell, auch für jene, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen.“

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Keine Ethik plus Religionsunterricht

Wie die aus ÖVP und Grünen bestehende Koalition (und zuvor die ÖVP/FPÖ-Koalition), lehnt die Bischofskonferenz einen zusätzlichen Ethikunterricht für Schüler, die bereits den Religionsunterricht besuchen, ab. Die Lehrpläne des katholischen Religionsunterrichts zeigten im Vergleich mit den Lehrplänen des Schulversuchs Ethik, „dass alle Themen, die im Ethikunterricht behandelt werden, seit langem ebenso Thema im Religionsunterricht sind“, heißt es in der Stellungnahme der Bischofskonferenz. Beispielhaft werden die Auseinandersetzung mit Grundfragen des menschlichen Lebens, mit Menschen- und Persönlichkeitsrechten, die Beschäftigung mit anderen Kulturen und Religionen, die Erziehung zu autonomer Urteilsfähigkeit sowie der Umwelt- und Klimaschutz angeführt, ebenso sozial- und wirtschaftsethische Fragestellungen sowie die Förderung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung.

Im Religionsunterricht würden diese Themen aus einer „transparent kommunizierten und konkreten, in der religiösen Zugehörigkeit wurzelnden Perspektive“ vermittelt. Gleichzeitig erfolge eine Erörterung im Kontext verschiedener religiöser und weltanschaulicher Positionen. Die vernunftgeleitete Auseinandersetzung mit ethischen und religiösen Lehrinhalten ermögliche es Schülern, sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen.

Kirchenkritiker fordern Ethik für alle

Dagegen hat die kirchenkritische Initiative „Ethik für Alle“ den Gesetzesentwurf zum Ethikunterricht als alternatives Pflichtfach kritisiert. Der Ethikunterricht betreffe die Gesellschaft insgesamt und sei zu wichtig, als dass er in Form eines „koalitionären Kuhhandels“ ohne breite gesellschaftliche Debatte beschlossen werden dürfe, meinte der Sprecher der Initiative, Eytan Reif. Ein Ethikunterricht „im Schatten des Religionsunterrichts“ werde diesem Anliegen nicht gerecht. Mehr noch werde durch die Bindung des Ethik- an den Religionsunterricht die stets betonte Trennung von Staat und Religion „endgültig zu Grabe getragen“, so Reif. Schließlich werde durch die Koppelung des Ethikunterrichts an eine Abmeldung vom Religionsunterricht dieser defacto zu einem Pflichtfach.

DT/KAP/sba

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