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Notre-Dame: Macron nun doch für originalgetreuen Wiederaufbau

Kein Glasturm, kein Gewächshaus auf dem Dach: Frankreichs Präsident unterstützt nun die Entwürfe für eine originalgetreue Rekonstruktion der zerstörten Pariser Kathedrale Notre-Dame. Dafür zeichne sich auch in der Bevölkerung ein Konsens ab.
Macron nun doch für originalgetreuen Wiederaufbau von Notre-Dame
Foto: Gao Jing (Xinhua)

Frankreich Präsident Emmanuel Macron hat sich nun doch für eine identische Rekonstruktion des berühmten Vierungsturms der Pariser Kathedrale Notre-Dame ausgesprochen. Diese war bei einem Großbrand im April 2019 schwer beschädigt worden – der Vierungsturm wurde vollständig zerstört. Wie die französische Zeitung „Le Figaro“ am Donnerstag meldete, habe sich Macron in einer Sitzung des Beratergremiums zum Wiederaufbau der Kathedrale gegen einen Architekten-Wettbewerb zur Rekonstruktion entschieden. Als Grund nannte der Präsident die Sorge, die Arbeiten an der Kathedrale noch länger hinauszuzögern. Zudem zeichne sich ein Konsens für eine originalgetreue Rekonstruktion ab.

Macron selbst hatte "innovativen" Wiederaufbau ins Spiel gebracht

Macron selbst hatte in einem vor einem Jahr erarbeiteten Gesetzestext einen „innovativen“ Wiederaufbau ins Spiel gebracht und in Erwägung gezogen, ein internationaler Architekten-Wettbewerb solle über die Rekonstruktion des Gotteshauses entscheiden. „Eine Verbindung von Tradition und Moderne, mit respektvollem Wagemut“ schwebe ihm vor, so Macron damals. Zeitweise waren Vorschläge kursiert, die einen Turm aus Glas, ein Gewächshaus oder einen Swimmingpool auf dem Dach der Kathedrale vorsahen.

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Aus dem Umfeld Macrons heißt es nun, der Präsident habe in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Historikern Architekten und Experten gesprochen. Und er habe die Pläne des Chefarchitekten der Kathedrale, Philippe Villeneuve, zur Kenntnis genommen, die vorsehen, zum Zustand zu Zeiten Viollet-le-Ducs zurückzukehren.

Der von dem französischen Architekten Eugène Viollet-le-Duc entworfene Vierungsturm war erst nachträglich, im Jahr 1859, auf das Dach aufgesetzt worden, galt aber seitdem als eines der markantesten Elemente der Kathedrale Notre-Dame. Nachdem der Turm während des Brands schnell den Flammen zum Opfer gefallen war, entbrannte in Frankreich eine emotionale Diskussion, ob er nach historischem Vorbild oder nach „zeitgenössischen“ Entwürfen wieder aufgebaut werden solle.

Was nutzt ein Entwurf, den niemand gutheißt?

Macron, so heißt es, sei letztlich zu dem Schluss gekommen, dass man vorankommen und eine Entscheidung treffen müsse. Dabei habe auch die Frage eine Rolle gespielt, was letztendlich ein Entwurf Wert sei, den in der Bevölkerung so gut wie niemand gutheißt. Auch die neu ernannte Kulturministerin Roselyne Bachelot sprach sich nun für einen originalgetreuen Wiederaufbau auf, da dieser von einer Mehrheit der Franzosen gewünscht sei. 

Offen bleibt weiterhin, welche Baumaterialien zum Wiederaufbau des nahezu vollständig zerstörten Dachstuhls verwendet werden. In dieser Frage will Macron offenbar die Experten entscheiden lassen. Die Kommission zur Rekonstruktion der Kathedrale soll aber einen Dachstuhl aus Eichenholz und ein Dach aus Blei favorisieren.

DT/mlu

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