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Notre-Dame: Kölner Dombaumeisterin erleichtert über originalgetreuen Wiederaufbau

Die Pariser Kathedrale Notre-Dame soll originalgetreu wiederaufgebaut werden. Es hätten sich kaum moderne Entwürfe gefunden, die das Gesamtbild bereichern und nicht zerstören würden, meint die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Schock-Werner.
Notre-Dame und der Wiederaufbau
Foto: Uncredited (Greenpeace/AP) | Auch der Chefarchitekt der Kathedrale, Philippe Villeneuve, habe von Anfang eine Rekonstruktion des Originalzustands propagiert, so Schock-Werner.

Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner reagiert mit Erleichterung auf die Entscheidung, die berühmte Pariser Kathedrale Notre-Dame weitgehend originalgetreu wiederaufzubauen. Dies habe sie „schon immer so richtig gefunden“, erklärte sie im Gespräch mit dem Portal „domradio.de“. Auch der Chefarchitekt der Kathedrale, Philippe Villeneuve, habe von Anfang eine Rekonstruktion des Originalzustands propagiert. „Zwischendurch bekam er sogar deshalb einen Maulkorb von offizieller Seite, er solle sich nicht laut dazu äußern.“ Jetzt seien seine Argumente aber doch angekommen, so die ehemalige Kölner Dombaumeisterin.

Namhafte Architekten bemühten sich um Ideen

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Frankreich Staatspräsident Emmanuel Macron hatte sich vergangene Woche in einer Sitzung des Beratergremiums zum Wiederaufbau der Kathedrale für eine identische Rekonstruktion des berühmten Vierungsturms ausgesprochen und gleichzeitig gegen einen Architekten-Wettbewerb zur Rekonstruktion entschieden. 

Im „Domradio“-Interview betonte Schock-Werner noch einmal, dass es nie einen Architekten-Wettbewerb gegeben habe, sondern dieser immer nur angekündigt war. Es hätten sich jedoch viele namhafte Architekten ohne Auftrag um Ideen bemüht. Diese Ideen seien alle im Internet kursiert. Dabei seien Vorschläge gewesen „wie ein Schwimmbad oder ein Parkdeck auf den Gewölben“. Auch wenn nicht alle Ideen wirklich ernst gemeint gewesen seien, habe man allein an der Vielzahl an Vorschlägen sehen können, „wie schwierig es wirklich ist, einen modernen oder neuen Vierungsturm dafür zu entwerfen, der das Gesamtbild bereichern würde und nicht zerstört“. Keinem Entwurf sei dies gelungen – was womöglich der Grund sei, weshalb man sich für die Rekonstruktion des neugotischen Vierungsturms entschieden habe.

Dachstuhl aus Eichenholz wahrscheinlich

Der von dem französischen Architekten Eugène Viollet-le-Duc entworfene Vierungsturm war erst nachträglich, im Jahr 1859, auf das Dach aufgesetzt worden, galt aber seitdem als eines der markantesten Elemente der Kathedrale Notre-Dame. Während des Brandes fiel er den Flammen rasant zum Opfer.

Auf die Frage, welches Baumaterial für den Wiederaufbau verwendet werden solle, meinte Schock-Werner: „Philippe Villeneuve möchte auf jeden Fall wieder einen Holzdachstuhl aus Eichenholz, weil er das Gewicht aus statischen Gründen braucht.“ Ein Stahldachstuhl wäre viel zu leicht und würde zu einem Ungleichgewicht in den Wänden führen, so die Architektin. Eine endgültige Entscheidung müsse allerdings vor Ort fallen. 

DT/mlu

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Redaktion Barbara Schock-Werner Emmanuel Macron Notre-Dame Wiederaufbau

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