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Notre-Dame: In neuem, alten Glanz

Zwei Jahre sind vergangen, seit die berühmte Pariser Kathedrale einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Aber es gibt Anlass zur Hoffnung. Der möglichst originalgetreue Wiederaufbau schreitet voran.
Zweiter Jahrestag der Brandkatastrophe von Notre-Dame
Foto: Sadak Souici (Le Pictorium Agency via ZUMA)

Es gibt nur wenige Ereignisse in der jüngeren Geschichte, bei denen sich wohl jeder noch erinnern kann, wo er sich zu jenem Zeitpunkt aufhielt, als er davon erfuhr. Der Mauerfall ist solch ein Ereignis, ebenso der Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center. Für Katholiken sicherlich auch der Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

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Symbol für christliches Abendland

Erweitern könnte man diese Liste um den verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Dieser jährt sich heute zum zweiten Mal. Fassungslos und machtlos verfolgten Millionen weltweit, wie das 800 Jahre alte Gotteshaus – eines der berühmtesten der Welt – zu großen Teilen den Flammen zum Opfer fiel. Der Dachstuhl aus Eichenholz wurde quasi vollständig zerstört. Und der ikonische Vierungsturm, vom berühmten Architekten Eugène Viollet-le-Duc Ende des 19. Jahrhunderts entworfen, knickte wie ein brennendes Streichholz ein. Es waren erschreckende Bilder, ganz besonders für Christen, galt und gilt die gotische Kathedrale doch als Symbol für die Tradition des christlichen Abendlandes.

Heute kann man aufatmen, und das gleich in zweifacher Hinsicht: Zum einen geht es mit dem ambitionierten Zeitplan zum Wiederaufbau, den der französische Präsident Emmanuel Macron vorgelegt hatte, zügig voran. Den anfänglichen Bedenken zum Trotz wird die Restaurierung des Weltkulturerbes voraussichtlich bis 2024 abgeschlossen sein. Darauf lassen zumindest die jüngsten Aussagen des pensionierte Armeegenerals Jean-Louis Georgelin schließen, den Macron mit der Leitung des Wiederaufbaus betraut hatte. Beim versprochenen Hochamt zur Wiedereröffnung soll Notre-Dame bezugsfähig sein, so der General.

1000 Eichen für den Dachstuhl

Zum anderen läuft alles auf einen originalgetreuen Wiederaufbau hinaus. Ein Gewächshaus, eine Glaskuppel oder ein Pool auf dem Dach – all jene luftigen Vorschläge, die in ihrer Ernsthaftigkeit weit auseinandergingen, sind schon lange vom Tisch. Stattdessen hat die französische Kommission für Denkmalpflege und Architektur verfügt, dass der Dachstuhl, soweit vertretbar, in seiner ursprünglichen Form neu errichtet werden soll. 1.000 Eichen wird man dafür benötigen. 

Noch sind die Restaurierungsarbeiten lange nicht am Ende. Und es gibt durchaus auch Hürden, wie die Corona-Pandemie oder eine dauerhaft hohe Bleibelastung an der Baustelle. Doch sie sind, so hat sich gezeigt, nicht unüberwindbar. Man darf hoffen, dass das Aushängeschild der christlichen Religions-, Kultur- und Architekturgeschichte bald in neuem, alten Glanz erstrahlt.

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Maximilian Lutz Benedikt XVI. Emmanuel Macron Wiederaufbau

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