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Zeit, Geld, Glück

Wieder eine Studie über Selbstverständliches. Solange ein Paar ohne Kinder lebt, geht jeder seiner Arbeit nach, die Geburt eines Kindes aber macht Frauen zu Müttern und Männer zu Vätern. Von Jürgen Liminski
Jürgen Liminski
Foto: DT | Jürgen Liminski.

Dieses Ergebnis der Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) kann eigentlich nur die überraschen, die dem medialen Trommelfeuer vom Gender-Wahn Glauben schenken. Ebenso simpel wie die biologische Tatsache ist die soziologische Erkenntnis der Studie: Mütter übernehmen nach der Geburt die Hauptverantwortung für das Kind und Väter konzentrierten sich auf die Sicherung des Lebensunterhalts. Nur: War das nicht schon so bei den Sammlern und Jägern? Und warum befasst sich ein staatliches Institut über Bevölkerungsforschung mit so simplen biologischen und soziologischen Fragen?

Die Gender-Verwirrten werden sagen: Die Zeiten haben sich geändert, die klassischen Geschlechterrollen seien überholt, jeder könne selber bestimmen, wieviel Vater und wieviel Mutter er/sie sein wolle. Nun liegt es in der Natur der Zeit, dass sie voranschreitet und ihre Summe sich ändert. Nichts Neues also unter der Sonne. Und wie ist es mit der Natur des Menschen? Eine andere Studie, diesmal von amerikanischen Neurologen, hat schon vor Jahren festgestellt, dass das gerade geborene Kind, wenn es in die Arme der Mutter gelegt zum ersten Mal in die Augen der Mutter schaut, Hirnströme entwickelt, die identisch sind mit den Hirnströmen von Glücksgefühlen. Kein Wunder, der Ausstoß von Oxytoxin, dem Glücks-und Bindungshormon, ist nach der Geburt bei Mutter und Kind so hoch wie sonst nie mehr im Leben. Wenn das neugeborene Kind dann in die Arme des Vaters gelegt wird, ergeben sich beim Kind keine Ströme, sondern nur eine Linie. Immerhin, es ist kein Punkt, aus der Linie können später Ströme werden. Alles zu seiner Zeit. In den ersten Jahren sind die Mütter eben „näher dran“, die Entwicklungspsychologen sprechen von der Dyade, der Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind, die eine erhöhte Präsenz der Mutter erfordert. In der Pubertät wird der Vater stärker gefragt sein, nicht nur um den Führerschein zu bezahlen.

So gibt es eine Vielzahl von Studien, die die Wunder der menschlichen Natur mit ihren je nach Geschlecht unterschiedlichen Funktionen erklären. Für ideologisch gestimmte Soziologen sind das freilich nur „klassische Geschlechterrollen“ und dann kommt meist, so auch in der BiB-Studie, das verräterische Argument, wonach die unbezahlte Arbeit im Haushalt eine negative Auswirkung auf die Stellung der Frau in der Partnerschaft habe, denn sie „zementiere“ die traditionelle Rollenverteilung. Verräterisch ist dieses Argument, weil es anzeigt, wie man in diesen Kreisen die Ehe sieht: eine pure Zweckgemeinschaft, in der die bezahlte Erwerbsarbeit die erste Geige spielt. Es ist aber die Liebe, die den Ton angibt. Es sei denn, man will nicht mehr in einer menschlichen Gesellschaft, sondern in einer „totalitären Arbeitswelt“ (Ernst Jünger) leben. Erfolg misst sich dann in Geld und nicht mehr in Anerkennung, Glück in Karriere und nicht mehr in Erfüllung, Zeit in absolvierten Arbeitsstunden und nicht mehr in Zeit für- und miteinander. Wollen wir das?

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