Im Kampf um Aleppo, der neuerlich eine gewaltige Fluchtwelle ausgelöst hat, gibt es zwei Lesarten – und beide kreisen um Wladimir Putin. Die Putin-kritische Lesart, die in Berlin und Ankara vorherrscht, geht davon aus, dass Moskau die Syrien-Friedensgespräche bewusst scheitern ließ, um mit seinen massiven Luftangriffen im Norden zunächst weite Teile des Landes für die Regierungstruppen zu sichern, der Türkei – und in Folge Europa – noch einmal hunderttausende Flüchtlinge über die Grenze zu treiben, Merkels Ringen um eine europäische Flüchtlingspolitik scheitern zu lassen und die Amerikaner weltpolitisch zu blamieren.
Leitartikel: Syrien: Mythen und Interessen
Von Stephan Baier