Es gibt Zeitgenossen, darunter auch Christen, die fast zwanghaft bemüht sind, selbst Abscheulichkeiten noch etwas Gutes abzutrotzen. Ob dies dem Wunsch nach korrekter Differenzierung entspringt – theologisch betrachtet ist das Böses ja stets ein Mangel an Gutem – oder eher dem, das eigene Leben im Angesicht des Grauens erträglicher zu gestalten, kann an dieser Stelle offen bleiben. Und es stimmt ja auch: Wer will, der kann selbst der Reform der französischen Abtreibungsgesetzgebung, die die Abgeordneten der Nationalversammlung am Dienstagabend in Paris beschlossen (DT, 23.1.), noch etwas „Gutes“ abgewinnen. Denn endlich ist die Katze aus dem Sack. Frankreich hat sich ehrlich gemacht.
Leitartikel: Nachruf auf die „Grande Nation“
Von Stefan Rehder