Dort der greise Papst, unfähig und zu erschöpft, die Kurie zu regieren. Hier die munteren, modernen Kräfte, die beginnen, ihre Reformagenda abzuarbeiten. So sieht es aus, das Bild von Kirche, an dem in diesem Sommer von vielen Seiten eifrig gemalt wird. Mal mit dickem Pinselstrich, mal elegant mit leichter Hand. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Vatileaks ist, so schmerzhaft die Vorgänge auch sind, eben kein Beleg für die Schwäche des deutschen Pontifex. Schon vor seiner Wahl zum Papst gehörte Ratzinger zu jenen Kirchenmännern, die einen Sumpf stets Sumpf genannt und Missstände in den eigenen Reihen konsequent und beharrlich verfolgt haben.
Leitartikel: Kirche: Nützliche Zerrbilder
Von Markus Reder