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Lebensschutz: Gespaltene Reaktionen auf bischöfliche Kritik an Biden

Der Vorsitzende der US-Bischöfe kritisiert den künftigen Präsidenten Joe Biden wegen dessen Haltung zum Lebensschutz und erntet dafür viel Zustimmung, aber auch Ablehnung. Planen die Bischöfe, Biden vom Kommunionempfang auszuschließen?
Nach der Präsidentschaftswahl in den USA - Biden
Foto: Andrew Harnik (AP) | Bidens Politik sei „unvereinbar mit der Position der katholischen Kirche zu Abtreibung und zum Schutz unschuldigen menschlichen Lebens“, erklärte Marjorie Dannenfelser, Vorsitzende der Pro-Life-Organisation „Susan B.

Prominente US-Katholiken haben gespalten auf die Kritik am gewählten Präsidenten Joe Biden reagiert, die der Vorsitzende der amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez, aufgrund Bidens Haltung zum Lebensschutz übte. Die Politik des Demokraten sei „unvereinbar mit der Position der katholischen Kirche zu Abtreibung und zum Schutz unschuldigen menschlichen Lebens“, erklärte Marjorie Dannenfelser, Vorsitzende der Pro-Life-Organisation „Susan B. Anthony List“. 

Schonungsloser verurteilen

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Kristan Hawkins, Vorsitzende der „Students for Life of America“, meinte, führende Vertreter der US-Kirche müssten katholische Politiker, die Abtreibungsrechte unterstützten, schonungsloser verurteilen. „Die fälschliche Annahme, man könne mit der Kirche darüber verhandeln, ungeborenes Leben zu beenden, führen zu Chaos und Verwirrung“, erklärte Hawkins. Zudem sprach sie von „Führungsversagen“, das Frauen, die eigentlich wüssten, dass Abtreibung falsch sei, „die Erlaubnis für eine Abtreibung erteilt, auf die sie gewartet haben“. 

Der Vorsitzende der US-Bischöfe Gomez hatte zuvor erklärt, dass es problematisch sei, wenn Politiker, die sich zum katholischen Glauben bekennen, für Abtreibung eintreten. Unter den Gläubigen würde „Verwirrung darüber entsteht, was die Kirche eigentlich lehre“. Zwar äußerte sich der Erzbischof auch lobend zu Bidens politischer Linie hinsichtlich Einwanderung, Rassismus, Todesstrafe und Klimawandel. All diese Themen seien im Vergleich zum Lebensschutz jedoch nebensächlich. Der Kampf gegen Abtreibung habe „absolute Priorität“, so Gomez.

Kritik: Bischöfe beginnen feindselige Beziehung mit Biden

Es gab aber auch Kritik an den Aussagen des Erzbischofs von Los Angeles: Der Nachrichtenagentur AP zufolge warf David Gibson, Leiter des an der New Yorker Fordham University angesiedelten „Center on Religion and Culture“, der Spitze der US-Bischöfe vor, der Idee von Engagement und gutem Willen nichts abgewinnen zu können, obwohl Papst Franziskus doch dazu aufgerufen habe. „Dass der Papst anrief, um Biden zu gratulieren und mit ihm über eine Zusammenarbeit diskutierte, während die amerikanischen Bischöfe ihr Treffen damit beendeten, Kämpfe mit dem künftigen Präsidenten auszufechten, sagt alles“, so Gibson.

Die Religionswissenschaftlerin am Manhattan College, Natalia Imperatori-Lee, reagierte laut AP ebenfalls kritisch: Dem Anschein nach wollten die Bischöfe eine feindselige Beziehung mit dem zweiten Katholiken beginnen, der zum Präsident der USA gewählt worden sei. Dies sei „erschreckend“. Die US-Bischöfe hätten sich entschieden, „den Kulturkampf fortzusetzen, der Abtreibung nutzt, um Keile in unsere Kirche und Gesellschaft zu treiben“, so die Religionswissenschaftlerin.

Darüber hinaus wurde sogar die Vermutung laut, die amerikanischen Bischöfe könnten Biden womöglich vom Kommunionempfang ausschließen. Diskussionen darüber kamen auf, nachdem Erzbischof Gomez eine Arbeitsgruppe ins Leben rief, die den künftigen Umgang mit dem US-Präsidenten regeln soll. AP berichtet von zwei Theologieprofessoren, die das Szenario nicht ausschließen würden, Biden könne die Kommunion verwehrt werden. Eine Sprecherin der US-Bischofskonferenz äußerte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur bislang nicht zu dem Thema.  DT/mlu

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