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Laschet in Polen

In Polen schafft es der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, sein lädiertes Image aufzubessern. Denn er zeigt sich als Mann des Dialogs und der Integration.
Laschet in Polen beim Gedenken an Warschauer Aufstand
Foto: Czarek Sokolowski (AP) | Armin Laschet, CDU/CSU-Kanzlerkandidat und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, nimmt an der Kranzniederlegung während der Gedenkfeier an den Warschauer Aufstand teil.

Wenn es zuhause nicht läuft, gehen Politiker gern auf Auslandsreise. Die internationale Bühne, so die Kalkulation, soll etwas von der heimischen Kritik ablenken und einem einen neuen Glanz bescheren. Denn: Wer die europäische oder weltpolitische Klaviatur beherrscht, kann nicht so verkehrt sein. 

Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat der Union war am vergangenen Wochenende in Polen, und wenn es seine Absicht war, sein zuletzt im Wahlkampf etwas lädiertes Image aufzubessern, so darf man diese Reise wohl als Erfolg werten.  

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Laschet machte keine Fehler

Laschet machte keinen Fehler. Er zeigte sich als Mann des Dialogs und der Integration. Er sprach mit den führenden national-konservativen Politikern des Landes, Präsident Andrzej Duda, und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, und zeigte - mimisch und verbal - menschliche Anteilnahme bei der Begegnung mit den noch lebenden Akteuren des Warschauer Aufstands. Der 77. Jahrestag dieses für die deutsch-polnischen Beziehungen so wichtigen historischen Ereignisses stand im offiziellen Fokus der zweitägigen Reise. 

Dabei fand Laschet auch den richtigen Ton gegenüber den polnischen Medien, die mit großem Interesse den Besuch des potenziellen nächsten Kanzlers beäugten. Er unterstrich die wichtige Rolle, die Polen in der Europäischen Union spiele, aber er betonte auch die Bedeutung des EU-Rechts. „Stellen wir diese Rechtsgemeinschaft in Frage, berührt dies unsere gemeinsame Identität“, sagte Laschet in einem ganzseitigen Interview mit der bürgerlich-konservativen Zeitung „Rzeczpospolita“. Das von der polnischen Regierung immer mal wieder angedachte Thema von deutschen Reparationszahlungen für die durch die Nazis verursachten Schäden im Land, betrachtet Laschet als abgeschlossen.  

Souveräne Worte und Gesten, die zeigen, dass Laschet durchaus über diplomatisches Geschick verfügt, das einem Kanzler gut zu Gesicht stünde, aber natürlich auch einem Außenminister. Insofern hat Laschet die „Ostprobe“, wie der „Spiegel“ treffend formulierte, bestanden – die „Wahrheit“ liegt allerdings weiterhin zuhause. Auf dem eigenen Platz. 

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