Seit Jahren sägen Wirtschaftspolitiker am freien Sonntag. Jetzt ist es der CDU- Politiker Carsten Linnemann, der mehr Sonntagsöffnungen anregt. Die Argumente gleichen sich stets. Es geht darum, den Umsatz im Einzelhandel zu steigern. In der Coronakrise haben die Maßnahmen der Politik den Einzelhandel durch den Lockdown schwer geschädigt. Ob das richtig und nötig war, kann derzeit niemand entscheiden. Fakt ist, dass zahlreiche Einzelhändler die Krise nicht oder nur schwer angeschlagen überstehen werden.
Mehr Öffnung ist nicht mehr Umsatz
Der Sonntag als Verkaufstag soll es retten. Mehr Sonntagsöffnung soll den Einzelhändlern mehr Geld in die Kassen spülen. Dass das nicht funktioniert, zeigt sich seit Jahren bei den schon bestehenden Sonntagsöffnungen. Einzelhändler sind oft Familienbetriebe. Diese werden durch den geöffneten Sonntag doppelt geschädigt. Der freie Tag fällt weg und einen wirtschaftlichen Nutzen gibt es nicht. Wer gegen Sonntagsöffnung ist, greift jedoch allein mit dem Umsatzargument zu kurz. Ist der Sonntag erst normaler Werktag nivellieren sich die Umsätze irgendwann.
Eine Kultur stirbt
Mit dem Sonntag fällt die hohe kulturelle Errungenschaft eines landesweit gemeinsamen wöchentlichen Feiertages. Vieles, was Europa kulturell ausmacht, wäre ohne Sonntag nicht denkbar. Wer bislang nur den geringsten Zweifel daran hatte, dass der Sonntag und der christliche Glaube untrennbar verbunden sind, erlebt es jetzt hautnah. Die Relevanz der Kirche nimmt rasant ab. Niemand verteidigt mehr den Sonntag. Man hat maximal eine lauwarme Pressemeldung zu erwarten.
Der Sonntag ist nur Sonntag durch die Sonntagsheiligung. Wenn in einem Volk nach jüngsten Statistiken gerade noch 3 bis 4 % der Gesamtbevölkerung den Sonntag heiligen, dann ist die Existenz des Sonntags nur noch eine Frage der Zeit. Der kulturelle Schaden ist nicht wieder gut zu machen. Dass die Totengräber des Sonntags nominell christliche Politiker sind, ist der Treppenwitz an der Geschichte des untergehenden Sonntags.
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