Hundert Jahre nach dem Vertrag von Sèvres, der das Osmanische Reich zerschlagen sollte, zeigt die Türkei rücksichtsloser denn je ihre außenpolitischen Ambitionen. Der Konflikt um Erdgasvorkommen im Mittelmeer spitzt sich zu. Seit die Türkei über ihre Libyen-Politik versucht, ihre Ausschließliche Wirtschaftszone auszuweiten – und damit die Kontrolle über Gas – droht die Lage zu eskalieren.
Kein ehrlicher Makler
Deutschland kann in dieser Affäre kein „ehrlicher Makler“ sein, besonders nicht mit EU-Ratsvorsitz. Das EU-Mitglied Zypern hat die Türkei bis heute nicht anerkannt. Aber während Erdogan in Syrien und Libyen zündelt, Hagia Sophia und Chora-Kirche in Moscheen umwidmet oder im Februar Griechenland mit Grenzöffnung zu erpressen sucht, redet Außenminister Maas davon, dass „beide Seiten“ de-eskalieren sollen. Das hieße, Täter und Opfer gleichwertig zu behandeln.
Die Leviten lesen
Statt sich mit dem Bully auf dem europäischen Pausenhof versöhnen zu wollen, sollte Deutschland Erdogan die Leviten lesen; im Zweifel auch mit Androhung von Sanktionen. Vermittlung wird in Ankara offenbar als Schwäche ausgelegt. Einen zahnlosen Tiger nimmt niemand auf dem internationalen Parkett ernst. Griechenland ist Europas letzter Außenposten – nicht die Türkei.
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