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Kommentar um "5 vor 12": Kardinal Bo kritisiert Peking zurecht

Kardinal Joseph Zen aus Hongkong verteidigt den Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Bo. Dieser hatte massive Kritik an Chinas Umgang mit der Coronavirus-Pandemie geübt.
Präsident Xi Jinping beim Besuch eines Krankenhauses
Foto: Xie Huanchi (XinHua) | Der Hongkonger Kardinal Zen unterstützt die Kritik am chinesischen Umgang mit dem Coronavirus. Im Bild: der chinesische Präsident Xi Jinping beim Besuch eines Krankenhauses.

„Kardinal Bo spuckt China ins Gesicht“. So hieß der Beitrag eines jüngeren französischen Theologen namens Michel Chambon, eines vermeintlichen „China-Verstehers“, auf der Website der katholischen Nachrichtenagentur „Union of Catholic Asian News“ (UCA News). Chambon griff darin unqualifiziert den Erzbischof von Rangun (Myanmar), Charles Maung Bo, wegen dessen Kritik am Verhalten Chinas bei der Corona-Katastrophe an. Der emeritierte Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, ein weitaus besserer Kenner Chinas und insbesondere dessen KP-Regimes als der Franzose, wies dessen Kritik an Charles Bo klar zurück.

Kardinal Zen schreibt auf seinem Blog über Bo: „Sein Mut hat mich überrascht“, und sein Artikel sei dabei „sehr genau und fair“. Die Kritik von Chambon nennt Zen „haltlos und sogar widersprüchlich“. Zen zerpfückt die Unterstellungen Chambons, etwa wenn dieser Bo vorwirft, China die ganze Schuld an der Corona-Katastrophe zu geben, während doch auch westliche Regierungen versagt hätten. 

KP-Regime hauptverantwortlich für Corona-Katastrophe

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Zen weist demgegenüber darauf hin, dass Bo gar nicht Fehler anderer Staaten in Abrede stellte, aber zurecht das KP-Regime „hauptverantwortlich“ genannt hatte. „Als das Virus erstmals auftauchte“, schrieb Bo auch präzise,„unterdrückten die Behörden in China die Nachrichten. Anstatt die Öffentlichkeit zu schützen und Ärzte zu unterstützen, brachte die KPCh die Informanten zum Schweigen“. Kardinal Bo verwies unter anderem auf den Fall des Arztes Li Wenliang, der von der Polizei schikaniert wurde, auf „verschwundene“ junge Bürgerjournalisten, die über das Virus aufklären wollten, oder den verhafteten Rechtsgelehrten Xu Zhiyong, der in einem offenen Brief das Regime kritisierte. 

Chambon verstieg sich auch zu der absurden Anschuldigung gegenüber Bo: „Das chinesische Regime zu beleidigen, bedeutet auch, der Nation, die es unterstützt, ins Gesicht zu spucken.“ Kardinal Zen schreibt dazu: „Jeder, der sich ein wenig mit China auskennt, würde darüber lachen.“ 

Das chinesische Volk ist das Hauptopfer des Regimes

Charles Bo hatte in seinem Beitrag zudem ausdrücklich zwischen dem Regime und dem chinesischen Volk unterschieden: „Lassen Sie mich eines klarstellen“, schrieb Bo, „die KPCh ist verantwortlich, nicht das chinesische Volk, und niemand sollte auf diese Krise mit Rassenhass gegen die Chinesen reagieren. Das chinesische Volk war in der Tat das erste Opfer dieses Virus und ist seit langem das Hauptopfer des repressiven Regimes.“

Kardinal Bo benannte außerdem klar die „Kampagne gegen die Religion, die zur Zerstörung von Tausenden von Kirchen und Kreuzen und zur Inhaftierung von minidestens einer Million uigurischer Muslime“ in Lagern geführt habe. Chambon hingegen hatte schon 2016 in einem Beitrag („Werden chinesische Christen wirklich verfolgt?“) die Bedrängnis von Christen in China heruntergespielt.

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Michael Leh Christen Kardinäle

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