Diplomaten verstehen sich bestens auf das Aufblasen prächtiger Seifenblasen. Mit der Konferenz zum Libyen-Konflikt in Berlin haben Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Maas dafür ein Meisterstück geliefert. Aber einige Fragen schon wirken wie Nadelspitzen: Wer soll die Milizen entwaffnen? Wie sollen die Einnahmen aus dem Ölgeschäft gerecht verteilt werden? Wer soll ein Waffenembargo überwachen? Was passiert mit den türkischen und russischen Söldnern, die schon im Land sind? Machbar erscheint lediglich, daß die beteiligten fremden Mächte ihr Engagement zunächst herunterschrauben und so eine kleine Atempause für Tripolis entsteht. Aber dann wird wieder viel heiße Luft ventiliert werden über die Frage: Ist die Waffenruhe wirklich permanent und wer schickt im Ja-Fall Soldaten für eine Blauhelmtruppe?
Eine Blauhelm-Mission ist unwahrscheinlich
Es ist unwahrscheinlich, daß es zu einer solchen Truppe kommt. General Haftar wird weniger schießen lassen, aber die Regierung Sarradsch aushungern. Und als Gewinner der Berliner Seifenblasenrunde wird der "russische Zar" Putin erscheinen - und zwar in doppelter Hinsicht: Er wird sich den Europäern anbieten als Vermittler zu Haftar und damit einem heimlichen Ziel näher kommen, wieder in die Runde der G7 aufgenommen und als global player anerkannt zu werden.
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