Die einstige Euphorie ist verflogen, doch die Vernunft hat gesiegt. Wer Kroatien und seine jüngere Geschichte kennt, kann das sonntägliche Abstimmungsergebnis kaum anders interpretieren: Zwei Drittel jener Kroaten, die sich am Referendum über den EU-Beitritt ihres Landes beteiligten, votierten dafür. Die politische Klasse Europas würde es sich zu leicht machen, das verbleibende Drittel Nein-Stimmen dem viel zitierten, aber maßlos überschätzten kroatischen Nationalismus zuzuschreiben, und die schwache Beteiligung auf die allgemeine Enttäuschung gegenüber der Politik zu schieben. Nicht nationale Engstirnigkeit hat ein besseres Ergebnis verhindert, sondern die enttäuschende Politik der EU. Viele Ja-Stimmen wurden unter Zähneknirschen gegeben.
Kommentar: Kroatien votiert nur vernünftig
Von Stephan Baier