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Kommentar: Der Showdown rückt näher

Das Anti-Merkel-Lager in der Union wird immer lauter. Beim Parteitag in Leipzig könnte es zur Meuterei kommen.
Thüringer Wahlfiasko heizt Machtkampf in der CDU an
Foto: Wolfgang Kumm (dpa) | Bisher sagte Friedrich Merz (links) der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer seine Unterstützung zu. Aber wird das beim CDU-Parteitag in Leipzig in drei Wochen auch noch der Fall sein?

Im Western würde man sagen: Es ist fünf vor Zwölf. Die Duellanten stehen sich schon gegenüber. Die Hände gleiten bereits in Richtung Colt. Geschossen wird aber erst in gut drei Wochen. Dann findet nämlich der nächste CDU-Parteitag in Leipzig statt. Wird es Tote geben? Übertragen auf die Partei: einen neuen Vorsitzenden? Es wäre die Rache für Hamburg. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde AKK ziemlich knapp zur CDU-Bundesvorsitzenden gewählt. Ob sie diese Mehrheit heute noch bekommen würde, scheint fraglich. Zu oft hat sie gezeigt – wenn man im Western-Bild bleiben will -, dass sie nicht zielsicher genug ist. Knapp daneben ist eben auch dabei.

Die Union wird nun nervös

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Die Union – gerade auch Funktionäre aus dem Parteiapparat, die AKK gestützt haben – wird nun nervös. Der langsame Tod, den die SPD, die einst andere große Volkspartei, gerade stirbt, lässt sie gruseln. Um so dankbarer schauen viele Christdemokraten nun auf die Parteigranden, die sich jetzt bereits in Stellung gebracht haben und offensichtlich zum endgültigen Showdown bereit sind.

Mittelstandschef Carsten Linnemann, der JU-Vorsitzende Tilman Kuban und natürlich Friedrich Merz. Sie alle haben in den letzten Tagen nach der Thüringen-Wahl mehr als deutlich verkündet, dass sich etwas ändern müsse. Sind sie aber tatsächlich auch bereit zu schießen oder waren das alles bisher nur Revolver-Kunststückchen? Wer zieht zuerst? Ziehen die Anderen dann automatisch mit? Wie schnell sind alle Patronen verschossen?

Beim Parteitag in Leipzig zeigt die Uhr auf Zwölf

Gewiss, CDU-Parteitagsdelegierte sind keine geborenen Putschisten. Aber in der Not kann auch der bravste Parteisoldat den Gehorsam verweigern. Es ist tatsächlich wie im Western: Kurz vor dem Schusswechsel ist die Spannung am größten. Warten wir bis in Leipzig die Uhr zeigt: Zwölf Uhr mittags.

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