Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat die derzeitigen Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie kritisiert. „Dass sich nur Menschen aus zwei Haushalten treffen sollten, war nachvollziehbar. Aber die neue Ein-Personen-Regel ist lebensfremder Unsinn“, schreibt die frühere Vorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) in einer Kolumne für die BILD-Zeitung. Nach einer Woche sei klar: „Das funktioniert nicht!“
Corona-Regeln müssen einleuchten
Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Bundesländern hätten offenbar „keinerlei Vorstellung vom Alltag!“, so Käßmann weiter. „Kitas und Schulen dicht, niemanden mehr treffen, aber weiterarbeiten – das funktioniert im wirklichen Leben nicht!“ Die Familien seien inzwischen alle am Limit.
Daher fordert Käßmann, dass ab sofort bei Entscheidungen über Corona-Maßnahmen genauso viele Familienexperten mit am Tisch sitzen müssten wie Virologen. „Sonst werden Maßnahmen verabschiedet, die Familien endgültig fix und fertig machen“, meint die 62-Jährige und betont: „Familien aber stehen laut Grundgesetz unter besonderem Schutz des Staates!“
Als Beispiel, weshalb die Corona-Regeln ihrer Ansicht nach gescheitert seien, schreibt Käßmann: „Bis jetzt kam die berufstätige Mutter gerade so durch den Lockdown, weil sie auf dem Weg zur Arbeit ihre drei Schulkinder zu den Großeltern bringen konnte. Soll Opa jetzt stundenlang in der Kälte spazieren gehen, während Oma versucht, dreifaches Homeschooling allein zu stemmen?“ Zwar brauche es Corona-Regeln, um die Zahl der Infizierten und Toten endlich zu senken. „Aber sie müssen auch einleuchten“, so die ehemalige EKD-Vorsitzende. DT/mlu
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