Nach dem islamistischen Terroranschlag auf den französischen Lehrer Samuel Paty findet der Laizismus sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland immer mehr Zustimmung. Eine solche strikte Trennung von Religion und Staat könnte aber dazu führen, dass die Öffentlichkeit praktizierenden Gläubigen misstrauisch gegenübersteht.
Die Gefahren einer Zivilreligion
So forderte etwa etwa Michaela Wiegel vor kurzem in einem Leitartikel für die FAZ: „Jedes Kind ungeachtet seiner Herkunft und Religion hat einen Anspruch auf einen von familiären Einflüssen freien Raum, in dem es sich zu einem aufgeklärten mündigen Bürger entwickeln kann.“ Der katholische Sozialethiker Axel Bernd Kunze warnt in einem Beitrag für „Die Tagespost“ aber vor den Gefahren einer Zivilreligion. Denn ein Staat, der religiöse Überzeugungen verleugne, sei keineswegs neutral. Staatliche Neutralität meine nämlich Diskriminierungsfreiheit gegenüber religiös-weltanschaulichen Überzeugungen. Nicht aber, diese zu einer staatlich betriebenen, einheitlichen Zivilreligion zu machen.
Voraussetzung jeder Freiheit bleibe ein robuster Rechtsstaat, der religiösen Extremismus entschieden bekämpfe. Dies scheinen, so Kunze, Politiker in Frankreich und Österreich aktuell stärker begriffen zu haben, als die Verantwortlichen in Deutschland. Doch könne der liberale Verfassungsstaat seine Bürger nicht an eine für alle verbindliche Weltanschauung binden.
Erzieherische Toleranz einüben
Ein friedliches Miteinander könne nämlich nur gelingen, wenn in der Schule religiöse Erfahrungen als Lernanlass aufgegriffen und erzieherisch Toleranz eingeübt werde. Kunze ist überzeugt, wo Religion nicht mehr verstanden werde, erscheine sie als etwas Bedrohliches, das der Staat beständig zähmen müsse. DT/vwe
Warum für Kunze die Auseinandersetzung mit Religion zum allgemeinen Bildungsauftrag der Schule gehört, lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Tagespost.