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Islam-Expertin Schröter gegen interreligiösen Feiertag zu Corona-Gedenken

Einen interreligiösen Feiertag anlässlich der Coronavirus-Pandemie einzuführen, hält die Frankfurter Islam-Expertin Susanne Schröter für nicht angemessen. Ein größeres Problem sei die Spaltung der Gesellschaft. Auch die Vertreter der Kirchen würden dazu beitragen.
Vorschlag interreligiösen Feiertags
Foto: Ronald Wittek (dpa) | Die Einführung eines interreligiösen Feiertags wäre nach Ansicht Schröters kein „heilendes Zeichen“, sondern eine „Zementierung des Risses“, der jetzt schon durch die Gesellschaft gehe.

Die Frankfurter Islam-Expertin Susanne Schröter reagiert mit Skepsis auf den Vorschlag des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Limburger Bischofs Georg Bätzing, einen interreligiösen Feiertag zum Gedenken an die Wochen und Monate der Coronavirus-Pandemie einzuführen. Einen solchen Feiertag einzuführen, erscheine ihr nicht angemessen, so die Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam auf Anfrage dieser Zeitung.

Migrationspolitik und Islam als Auslöser der Spaltung

Schröter weist darauf hin, dass Bischof Bätzing seine Idee einerseits mit der Corona-Pandemie, andererseits mit der Spaltung der Gesellschaft begründe. Schröter hierzu wörtlich: „Die Pandemie wird in absehbarer Zeit Geschichte sein. Sie hat in Deutschland zwar zu einem Schock, nicht aber zu einer Katastrophe geführt.“ 

Die Spaltung der Gesellschaft hingegen stelle ein Problem dar, das nicht so schnell verschwinden werde „und die Zukunft in starkem Maße beeinflussen könnte“. Als wichtigste Auslöser der Spaltung sieht die 62-Jährige unterschiedliche Haltungen der Bevölkerung zur Migrationspolitik und zum Islam. „Vor allem der politische Islam, dessen Akteuren es gelungen ist, seine Agenda in der Politik zu verankern, spaltet das Land.“

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Schröter: Kirchen verharmlosen Problem mehrheitlich

Auch die Kirchen würden zu der Spaltung beitragen, so Schröter weiter, da deren Vertreter das Problem „in ihrer Mehrheit noch immer verharmlosen“. Interreligiöser Dialog sei zwar notwendig, „heute vielleicht mehr denn je“, aber er müsse auch die problematischen Aspekte einbeziehen. Zudem fordert die Islam-Expertin einen kritischeren Blick auf die Dialogpartner. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind es auf muslimischer Seite fast ausschließlich Repräsentanten des politischen Islam.“ Viele von ihnen gehörten straff organisierten Vereinigungen an, die aus dem Ausland gesteuert würden. „Sie vertreten Regierungen, die die Rechte religiöser Minderheiten in ihren Ländern mit Füßen treten und die Integration von Muslimen in Deutschland aktiv behindern.“ 

Die Einführung eines interreligiösen Feiertags mit entsprechenden Feierlichkeiten, bei denen diese Verbandsvertreter zu „Überwindern einer Spaltung stilisiert“ würden, wäre daher nach Ansicht Schröters kein „heilendes Zeichen“, wie Bischof Bätzing es ausdrückte, sondern eine „Zementierung des Risses“, der jetzt schon durch die Gesellschaft gehe.  DT/mlu

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