Sokrates wusste, dass er nichts wusste, und tat das öffentlich kund. Denn so viel wusste er durchaus: Ohne Öffentlichkeit findet ein Sokrates nicht statt. Auch Journalisten wären ohne Öffentlichkeit wie ein säuselnder Windhauch im Wasserglas. Abseits der Wertschöpfungskette müssten Neuigkeiten veralten. Dabei mag unsere Ära postfaktisch sein wie sie will: Wenn es um nichts als die Wahrheit geht, wetteifert selbst der unkatholischste Journalist mit dem Papst um die Unfehlbarkeit. Niemand käme heute wie weiland das Magazin der Süddeutschen Zeitung auf die Idee, die Leser mit erfundenen Geschichten zu narren, in denen das komfortable Leben von Diktatoren nach ihrer Schreckensherrschaft erzählt worden ist.