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Genderpolitik und Lebensschutz: US-Bischöfe kritisieren Biden

Je nach Themengebiet loben oder kritisieren die amerikanischen Bischöfe bislang den neuen Präsidenten Joe Biden. Die jüngsten Beispiele: Bidens Dekrete zu Gender- und Sexualpolitik, Abtreibung und Einwanderung.
US-Präsident Biden und die Bischöfe
Foto: Evan Vucci (AP) | Ihre Unterstützung brachten die US-Bischöfe für Bidens Dekret zum Ausdruck, demzufolge alle Einwohner der USA, inklusive Einwanderern ohne Papiere, bei Volkszählungen berücksichtigt werden müssen.

Die amerikanischen katholischen Bischöfe fahren im Umgang mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden weiterhin den Kurs, sich je nach Themengebiet lobend oder kritisch zu äußern.

Nach einigen Stellungnahmen, in denen die Bischöfe Bidens jüngste Beschlüsse in Sachen Einwanderung und Klimaschutz lobten, übten sie deutliche Kritik an der Ankündigung der neuen Regierung, das umstrittene Grundsatzurteil Roe vs. Wade verfassungsrechtlich verankern und somit ein gesetzlich verbrieftes „Recht“ auf Abtreibung festschreiben zu wollen.

"Euphemistischer Deckmantel" einer Gesundheitsdienstleistung

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Der Vorsitzende des Bischofskomitees zum Lebensschutz, der Erzbischof von Kansas, Joseph Naumann, nannte es „zutiefst verstörend und tragisch“, dass ein Präsident ein „Supreme-Court“-Urteil lobe und gesetzlich verankern wolle, dass ungeborenen Kindern ihr grundlegendstes Menschen- und Bürgerrecht abstreite, „unter dem euphemistischen Deckmantel einer Gesundheitsdienstleistung“. Abermals bekräftigte er, dass die katholische Kirche jede Abtreibung als moralisches Übel betrachte.

Die neue Regierung hatte vergangenen Freitag, als sich Roe vs. Wade zum 48. Mal jährte, mitgeteilt, man fühle sich zutiefst verpflichtet, sicherzustellen, dass jeder Zugang zu Vorsorge habe - „darunter zu reproduktiver Gesundheitsvorsorge, unabhängig von Einkommen, Herkunft, Wohnort, Versicherungsstatus oder Aufenthaltsstatus“. 

Deutlich kritisch sahen die US-Bischöfe auch Bidens Erlass zur „Verhütung und Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung“. Dieser baut auf einem Urteil des Obersten Gerichtshofs im Fall „Bostock vs. Clayton County“ aus dem letzten Jahr auf, in dem das Gericht festlegte, dass Arbeitgeber keine Kündigung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung aussprechen dürfen.

Institution der Ehe zwischen Mann und Frau bedroht

Nach Ansicht der Bischöfe ignoriert das Urteil, dass Gott nun einmal zwei komplementäre Geschlechter, das männliche und das weibliche, geschaffen habe. Bidens Erlass gehe noch über das Supreme-Court-Urteil hinaus und bedrohe die „Rechte von Menschen, die die Wahrheit sexueller Unterschiede anerkennen oder die Institution einer lebenslangen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau aufrechterhalten“, teilten die Bischöfe mit.

Ihre Unterstützung brachten die US-Bischöfe wiederum für ein Dekret zum Ausdruck, demzufolge alle Einwohner der USA, inklusive Einwanderern ohne Papiere, bei Volkszählungen berücksichtigt werden müssen. Damit kehre man zu einer Vorgehensweise zurück, die seit mehr als 100 Jahren Bestand gehabt habe, ehe sich der ehemalige Präsident Donald Trump von ihr abgewandt habe. Die Rückkehr zur etablierten Vorgehensweise spiegele „die unveränderliche Wahrheit“ wider, „dass alle Menschen zählen und mit der Menschenwürde ausgestattet sind“, so die Bischöfe.  DT/mlu 

Einen ausführlichen Hintergrund zum Umgang der amerikanischen katholischen Bischöfe mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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