Der Putsch in Myanmar hat den Blick der Weltöffentlichkeit wieder auf Südostasien gerichtet. Er zeigt die Zerbrechlichkeit demokratischer Versuche in der Region – und macht auf das Schicksal der Christen vor Ort aufmerksam. Das Bild der niederknieenden Ordensschwester Ann Rose Nu Tawng ging um die Welt. Papst Franziskus feierte angesichts der Gewalt eine Messe im Mai für Myanmar. Zugleich wurden Tausende Angehörige der mehrheitlich christlichen Karen-Minderheit aus ihren Gebieten vertrieben.
Alte Konflikte flammen wieder auf
Im ganzen Land flammen alte Konflikte zwischen der Zentralregierung und regionalen Minderheiten auf. Die Vereinten Nationen befürchten eine „multidimensionale Menschenrechtskatastrophe“, so die VN-Kommissarin Michelle Bachelet. Die Gefangenenhilfsorganisation AAPP geht davon aus, dass seit dem Putsch fast 1.000 Menschen getötet und 7.000 weitere inhaftiert wurden. Fast 2.000 weitere Personen stehen auf der Fahndungsliste des Regimes.
Die Rechte ethnischer Minderheiten kommen im Zuge geopolitischen Geschachers unter die Räder. Bereits die Militärregierungen früherer Zeiten hatten die Unterstützung Pekings. Für den Drachen zählt Myanmar zu den wichtigsten Vasallen der Region: wegen seiner Scharnierfunktion zu Indien; wegen seiner Ressourcen; und wegen seines direkten Zugangs zum Indischen Ozean. Dass der Umsturz erst zweieinhalb Monate nach den Wahlen stattfand, spricht für eine Planung und Absprache mit der Volksrepublik.
Hindu-Nationalisten wollen religiös-einheitlichen Staat
Während in Myanmar politische Motive im Vordergrund stehen, treiben in Indien Hindu-Nationalisten die Idee eines religiös-einheitlichen Staates voran, in dem Andersdenkende als Feindbild und Gefahr dargestellt und verfolgt werden. Ein Anti-Konversionsgesetz gilt bereits in mehreren Bundesstaaten, die den Abfall vom Hinduismus erschweren – und spielt eine Vorbildrolle für eine ähnliche Gesetzgebung im Himalaya-Staat Nepal. In Sri Lanka erlebt eine nationalbuddhistische Ideologie Aufschwung. Im Inselstaat versuchen Radikale Gottesdienste zu stören oder zu verhindern. Die Tagespost hat dafür mit einer Expertin der Hilfsorganisation Christian Solidarity International (CSI) gesprochen, die die Lage vor Ort kennt. DT/mga
Lesen Sie ausführliche Hintergründe über die dramatische Lage der Christen in Südostasien in der kommenden Ausgabe der Tagespost.