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Französischer Lehrer kämpft gegen Islamismus und wird bedroht

Seit einer Woche beherrscht er die Schlagzeilen der französischen Medien: Der Philosophielehrer Didier Lemaire kämpft gegen den fortschreitenden Islamismus in seiner Stadt. Morddrohungen und Polizeischutz sind die Folge - jetzt will er das Bildungssystem verlassen.
Islamismus in Frankreich
Foto: Imago Images | Lemaire nimmt die fortschreitende Islamisierung seiner Stadt nicht erst seit kurzem wahr. Im Bild: Moschee im Pariser Stadtteil Pantin.

Didier Lemaire lehrt seit 20 Jahren Philosophie an einem Gymnasium in Trappes, wenige Kilometer westlich der Hauptstadt Paris. Bisher ohne Probleme. Einem Artikel der französischen Tageszeitung "Le Figaro" zufolge stehe er jetzt aber unter Polizeischutz, „nachdem er die islamistische Bedrohung angeprangert hatte“. Lemaire erhielt Unterstützung von einigen Politikern, wie etwa von Valérie Pécresse, der Präsidentin des Regionalrats der Île de France, sowie von mehreren seiner Kollegen am Gymnasium. Sein Engagement habe ihm jedoch auch heftige Kritik und sogar eine Diffamierungsklage eingebracht. 

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Fortschreitende Islamisierung, nicht erst seit kurzem

„20 Jahre lang als Philosophie-Lehrer in Trappes war ich Zeuge einer immer stärker werdenden fortschreitenden kommunitaristischen Einflussnahme auf das Gewissen und den Leib“ schrieb er im vergangenen November nach dem Mord an Samuel Paty in einer in der linken Zeitschrift „L’Obs“ veröffentlichten Kolumne. Daraufhin sei er nach einer vom niederländischen Fernsehen gesendeten Reportage als „rassistisch“ und „islamophob“ stigmatisiert worden: „Die Mutter eines Schülers hat der Journalistin gesagt, dass ich ‚der zweite Samuel Paty‘ würde, wenn ich weiter über den Islam rede“, erzählte Lemaire dem Figaro. Nun treffe er Vorbereitungen, der Schulbehörde von Versailles mitzuteilen, dass er das Bildungssystem verlassen werde.

Lemaire nimmt die fortschreitende Islamisierung seiner Stadt nicht erst seit kurzem wahr. Anfang der 2000er-Jahre habe er „die Synagoge der Stadt brennen und die jüdischen Familien eine nach der anderen fortziehen gesehen“, wie das Magazin "Causeur" einleitend zu einem Interview mit ihm schreibt. 2018 war er Mitunterzeichner eines Briefes an Präsident Emmanuel Macron, „um ihn dringend zum Handeln aufzufordern, um unsere Schüler vor dem ideologischen und sozialen Druck zu schützen, der auf ihnen lastet – ein Druck, der sie nach und nach von der nationalen Gemeinschaft entfernt“. 

Er will junge muslimische Mädchen erreichen

In dem Gespräch betont Lemaire, er versuche, in seinem Unterricht junge muslimische Mädchen zu erreichen, „für die die Schule die einzige Zuflucht ist. Es ist ganz einfach: Gymnasiastinnen haben mir gegenüber eingestanden, dass ihre Familien sie nach der Rückkehr aus der Schule ‚desinfizierten‘ – das ist das Wort, das sie gebrauchten –, um sie von angeblichen Giften der Schule zu reinigen, an der man tagsüber freies Denken und Laizität übt“.

Fast 30 Jahre lang habe Lemaire sein Fach mit viel Freude gelehrt. Doch jetzt seien die notwendigen Voraussetzungen dafür nicht mehr vorhanden. Die Schüler kamen in den Unterricht und genossen „eine Freiheit, die sie zu Hause in ihrem Bezirk nicht kannten. Von daher waren sie ihm dankbar – und zugleich ist es schwierig einzuschätzen, was bei dieser Haltung authentisch und spontan, und was verlogen ist…“ Damit spielt Lemaire auf das im Islam bekannte Prinzip der „Taq?ya“ an. Tatsächlich befänden sich die Schüler ja „in einer schizophrenen Lage, hin und hergerissen zwischen dem Wunsch – zumindest mental – auszubrechen, und dem gegenüber der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen, versprochenen Gehorsam. Laizität in der Schule, Scharia zu Hause. Sie stecken in einem Loyalitätskonflikt. Und ich fürchte, dass sie sich heutzutage verstellen“.  DT/ks

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