Welche Blüten eine sich als antirassistisch bezeichnende weltweite Empörung treibt, lässt sich derzeit bei global agierenden Herstellern und anderen Unternehmen beobachten. Streichen Streamingdienste vermeintlich rassistische Filme ganz aus dem Programm oder stellen ihnen „pädagogische“ Banner voran – so kürzlich geschehen bei dem mit acht Oscars prämierten Streifen aus den Dreißigerjahren „Vom Winde verweht“ -, beeilen sich nunmehr auch Hersteller von Konsum- und Luxusartikeln, eine „antirassistische“ Haltung zu zeigen.
Keine aufhellenden Produkte mehr
Jüngstes Beispiel ist der französische Konsumgüterkonzern L’Oréal. Er verkündete, bestimmte Wörter wie „weiß“, „aufhellend“ oder „bleichend“ aus der Verpackungsbeschreibung seiner Kosmetikprodukte zurückzuziehen: „Die Oréal-Gruppe hat entschieden“, teilte der französische Kosmetikgigant in einer Pressemitteilung mit, „die Wörter weiß/bleichend und hell/klar von all seinen Produkten zurückzuziehen, die dazu bestimmt sind, das Hautbild zu verfeinern“. Diese Entscheidung kam, dem Figaro zufolge, nach einer ähnlichen Ankündigung der indischen Tochtergesellschaft von Unilever, die beschlossen hatte, ihre aufhellende Creme, die unter der Bezeichnung „Fair & Lovely“ vertrieben wird, umzubenennen. Das niederländisch-britische Unternehmen versprach, nicht mehr das Wort „Fair“ („hell“) zu gebrauchen, da sich die Marke dafür einsetze, „alle Hautfarben zu ehren“ („to celebrate all skin tones“). Der amerikanische Konzern Johnson & Johnson ging sogar noch weiter, indem er soeben den Verkauf von aufhellenden Hautpflegemitteln nach Asien und in den Nahen Osten gestoppt hat.
Beliebte Produktlinien
In Asien werden Pflegeprodukte zur „Verfeinerung des Hautbildes, zum Schutz vor UV-Strahlen und zur Milderung von dunklen Flecken auf der Haut traditionell mit der Bezeichnung Whitening vertrieben“, wie ein L’Oréal-Manager bemerkt. Diese Produktpalette sei bei den chinesischen und indischen Kunden am beliebtesten. Aber nicht, um dem ästhetischen Vorbild der früheren britischen Siedler oder den westlichen Promis zu ähneln. „Überall in Asien erklärt sich die Entschlossenheit der Städter, auf der Haut keine Spuren der Sonneneinstrahlung aufzuweisen, durch ihren Wunsch, nicht für Angehörige der Landbevölkerung gehalten zu werden“, erklärt ein Experte laut Figaro.
Seit einem Monat seien alle Hersteller von Luxusartikeln, aber auch von Massengütern, „unter Druck geraten, ihre Marketingstrategien zu überdenken, um zu beweisen, dass sie in Bezug auf das Phänomen Black Lives Matter Maßnahmen ergreifen. Anteilnahme reicht da nicht aus, es müssen schon Taten folgen“, resümiert der Figaro.
Beunruhigend und fatal
Die französische Nachrichtenseite Atlantico.fr nähert sich dem Thema mit unverhohlenem Spott, wenn sie schreibt: „Es gibt tatsächlich – und das ist skandalös – Waschmittel, die behaupten, weißer zu waschen. Sie müssten künftig schwärzer waschen. Wir kennen, und das ist ebenfalls äußerst traurig, viele Zahnpastamarken, die sich ihrer Fähigkeit rühmen, die Zähne weißzumachen. Künftig müssten sie auf ihrer Tube hingegen darauf hinweisen: „um schwarze Zähne zu bekommen“. Atlantico kommentiert: „Man darf all das grotesk und komisch finden. Was es jedoch nicht ist“. Denn wir wohnten derzeit einer „ideologischen Kolonisierung“ bei, die immer „eroberungslustiger“ werde: „Das ist beunruhigend und fatal“.
DT/ks
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