Die französischen Bischöfe warnen vor der in Frankreich geplanten Bioethikreform. Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit nannte die von der Regierung von Präsident Emmanuel Macron angestrebten Neuerungen einen „Paradigmenwechsel, bei dem die Medizin zu einer Dienstleistung wird, die individuellen Wünschen gerecht wird“. Zusammen mit dem Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Bischof Eric de Moulins-Beafort, und dem Leiter der Bioethik-Kommission der Bischöfe, Erzbischof Pierre d'Ornellas, präsentierte er am Montagabend im Pariser „Collège des Bernardins“ die Position der Bischofskonferenz des Landes.
Pariser Erzbischof: Wunschkind wird zum Produkt
Aupetit sieht eine Gefahr, dass sich die Medizin vom „Markt der Fortpflanzung“ abhängig mache. Finanzielle Interessen sowie der Machtwille der Erwachsenen würden überwiegen, mahnte der Pariser Erzbischof. Das „Wunschkind“ werde so zum Produkt.
Der Gesetzesentwurf, den die französische Nationalversammlung ab dem 24. September im Plenum diskutieren wird, sieht vor, den Zugang zu künstlicher Befruchtung auf alle Frauen unter 43 Jahren auszuweiten. Auch alleinstehenden Frauen sowie homosexuellen Paaren sollen dann künstliche Befruchtungsmethoden als kassenärztliche Leistung zur Verfügung gestellt werden. Bisher waren diese nur für heterosexuelle Paare zugänglich, unter Vorbehalt medizinisch nachgewiesener Unfruchtbarkeit.
Pflicht, gegen die Reform zu demonstrieren
Ob eine solche „Revolution des Abstammungsrechts“ jedoch von den Bürgern Frankreichs gewünscht sei, bezweifelte der Erzbischof von Rennes, Pierre D'Ornellas. Der Bioethik-Experte der französischen Bischöfe erklärte, er wünsche sich eine Bioethik „in einer harmonischen Welt mit Dankbarkeit für die therapeutischen Innovationen, von denen die Kranken profitieren“.
Der Vorsitzende der französischen Bischöfe, Eric de Moulins-Beafort, rief zudem dazu auf, an einer Großdemonstration am 6. Oktober gegen die Reform teilzunehmen. Er sehe nicht, wie man die besorgten Bürger, ob katholisch oder nicht, davon abhalten könne, zu demonstrieren, „wenn sie denken, dass dies ein hilfreiches Mittel ist, um sich Gehör zu verschaffen und die Debatte voranzubringen“. Er neige sogar dazu zu sagen, „dass sie die Pflicht haben, es zu tun“. Er selbst werde allerdings nicht teilnehmen. Die Demonstration unter dem Motto „Liberté, égalité, paternité“ (Freiheit, Gleichheit, Vaterschaft) wird von etwa 20 Verbänden organisiert, darunter auch die Veranstalter der „Manif pour tous“.
Frankreich muss den rechtlichen Status des Embryos überdenken
Der Pariser Erzbischof Aupetit hob in seiner Stellungnahme auch die deutsche Rechtslage lobend hervor. Dort gelte ein Embryo als Person, nicht als Sache. Zudem sei der Embryo in Deutschland durch das Prinzip der Würde geschützt. Er glaube, so Aupetit, „dass es an der Zeit ist, dass Frankreich, das so stolz darauf ist, die Heimat der Menschenrechte zu sein, den rechtlichen Status des Embryos überdenkt“.
DT/mlu
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