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Frankreich: „Aufgeblähte Statistiken“ – wie LGBT-Verbände strategisch vorgehen

Zahlreiche Verbände kämpfen gegen „Homophobie“. Doch hinter diesen Kämpfen verberge sich die Verbreitung einer „Opferideologie“, die auf einen unbeschränkten Ausbau von Homosexuellenrechten abzielt, wie die Zeitschrift L’Incorrect behauptet.
Internationaler Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie
Foto: Etienne Laurent (EPA) | „Die ersten Opfer der Homophobie in Frankreich, das sind die muslimischen Homosexuellen in der Banlieue“, meint Alexandre Marcel.

Das Monatsmagazin „L’Incorrect“ widmet sich Statistiken und Strategien von LGBT-Organisationen, die verfolgte Homosexuelle unterstützen. Diese Zusammenschlüsse, deren „linke Positionierung unbestreitbar“ sei, machten „die Statistiken über homophobe Angriffe zum Mittelpunkt“ ihrer Tätigkeit. So veröffentliche „SOS Homophobie“ seit dem Jahr 2000 einen Jahresbericht über die Zahlen der Homophobie. „Doch was taugen diese Zahlen?“, fragt die Zeitschrift. Alexandre Marcel, Präsident des „Idaho France“ (französischer Ableger des „Internationalen Tages gegen Homophobie) und ehemaliger Sprecher des Vereins „STOP Homophobie“, meint: „Ich sage es ganz deutlich – die Zahlen von STOP Homophobie sind eine Lockpfeife“. Der LGBT-Aktivist unterscheide klar zwischen den „tatsächlich vorhandenen verbalen Aggressionen, insbesondere in den sozialen Netzwerken, und den körperlichen Angriffen, deren Anzahl aufgebläht wird“.

Zeugenaussagen werden nicht verifiziert

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Im letzten Bericht von SOS Homophobie aus dem Jahr 2019, der die Zahlen von 2018 vermittelt, werden hier „231 körperliche Attacken erfasst. Anfang 2020 hat STOP Homophobie seinerseits Statistiken publiziert, die auf 935 homophobe physische Angriffe im Jahr 2019 verweisen, also fast drei Angriffe täglich! Wem soll man nun glauben?“ Alexandre Marcel beklagt, dass „man heute nicht mehr die Zeugenaussagen verifiziert. Man glaubt dem ersten dahergelaufenen Burschen, der sagt, dass er ein Opfer von Homophobie geworden sei“. Es handele sich also um Statistiken, die auf Eigenaussagen beruhten. Diese stammten aus den Anrufzentralen der jeweiligen Organisationen und ließen sich unmöglich überprüfen. Marcel stellt fest: „Diese Verbände beobachten aktuelle Ereignisse: Beim geringsten Angriff geben sie diesen weiter.“ Doch so häufig seien die Anrufe gar nicht. Eine der Organisation STOP Homophobie nahestehende Person fügt hinzu: „Sie bekommen nur sehr wenige Anrufe, viel weniger, als die Zahlen aussagen. Wenn sie in ihre Büros Journalisten kommen lassen, dann rufen sie ihre Aktivisten draußen an und bitten sie, sich als Opfer auszugeben“.

Erreichen wollen die LGBT-Verbände durch diese „Vervielfachung von unbegründeten Anschuldigungen“, dass man denke, „es herrsche in der Öffentlichkeit ein Klima permanenter Homophobie“. Diese Instrumentalisierung der Homophobie sei „umso schlimmer, als sie in den Dienst eines politischen Kampfes zum Umsturz der Gesellschaft gestellt werde. In Wirklichkeit werden diese Statistiken systematisch eingesetzt, um diejenigen zu stigmatisieren, die sich der homosexuellen Ehe und der künstlichen Befruchtung ohne Vater widersetzen. Diese Verbände haben zudem systematisch einen Zusammenhang zwischen der Lebensrechtsbewegung Manif pour tous und dem Anstieg homophober Akte hergestellt“. Doch ihre Aufgabe zur Vorbeugung und Schutz vor homophoben Angriffen haben diese Organisationen nicht wahrgenommen – „trotz der Millionen Euro jährlicher öffentlicher Subventionen“. Stattdessen seien sie führend beim Kampf um „gesellschaftliche Reformen“. „Neue Rechte“ für Homosexuelle, so heiße es, sollten die Homophobie in der Gesellschaft angeblich verringern, „ohne dass man uns jemals erklärt, nach welcher wunderbaren Logik“ das funktionieren solle. Die „sogenannte Ehe für alle, die sogenannte künstliche Befruchtung für alle und bald auch die Leihmutterschaft - der Kampf gegen die Homophobie zeigt Wirkung!“

Kampf gegen Diskriminierung "kein überflüssiger Luxus"

Dennoch sei der Kampf gegen wirkliche Diskriminierungen „kein überflüssiger Luxus“. Denn Homophobie komme tatsächlich vor: „Nur, sie existiert in Milieus, die verhindern, dass SOS Homophobie und Konsorten sie ansprechen“. Alexandre Marcel sagt offen: „Die ersten Opfer der Homophobie in Frankreich, das sind die muslimischen Homosexuellen in der Banlieue“. Doch „diese Realität stört natürlich die politischen Vorurteile der meisten Verbände zur Verteidigung von Homosexuellen“. Doch, wenn man wirklich gegen die Homophobie kämpfen wollte, dann müsse man, so betont Marcel, „den Homosexuellen in den 72 Ländern helfen, wo sie gerichtlichen Verurteilungen ausgesetzt sind“. Klar sei, „welche Glaubensrichtung in der großen Mehrheit dieser Länder vorherrsche, von denen elf die Homosexuellen noch zum Tod verurteilen“. Anti-LGBT-Zonen gebe es übrigens vor allem auch in den großen Städten Frankreichs, so Marcel weiter, „doch kein Medium hat den Mut, das zu sagen“.

DT/ks

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