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Entführte Schüler in Nigeria wieder frei

Wieder werden in Nigeria 80 Schulkinder entführt - die Polizei konnte sie aber befreien. Ob es sich bei den Tätern auch diesmal um Boko Haram handelt, bleibt unklar.
Boko-Haram-Flüchtlinge
Foto: Thomas Lohnes (imago stock&people) | Mit der Entführung solle der „Islam gefördert und nicht-islamische Praktiken entmutigt“ werden, so ein Vertreter von Boko Haram. Im Bild: Rund 600 Flüchtlinge, die vor den Greultaten der Boko Haram geflohen sind.

In Nigeria hat es erneut einen Versuch gegeben, Schulkinder zu entführen. Nach Angaben der Polizei konnten nach einem Feuergefecht mit den Kidnappern alle 80 Schüler befreit werden. Ort des Geschehens war eine Koranschule im Bundesstaat Katsina. In derselben Region waren mehrere Hundert Kinder aus einer Schule in Kankara im Nordwesten des Landes entführt worden.

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Die meisten Schüler gerettet

Inzwischen sind die meisten Schüler gerettet. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram habe am Freitag mehr als 300 der verschleppten Jungen freigelassen, teilte Nigerias Regierung mit. In lokalen Medien war von bis zu 668 entführten Schülern die Rede. Laut Angaben des deutschen katholischen Hilfswerks missio Aachen waren es 530, von denen zunächst 230 zurückgekehrt waren. Unter den entführten Schülern waren laut missio auch vier junge Christen, davon drei Katholiken. Die große Mehrheit der Schüler ist demnach muslimischen Glaubens. Unklar blieb allerdings, ob alle Schüler freigelassen wurden oder sich ein Teil von ihnen noch in der Gewalt der Entführer befand.  Angaben aus Sicherheitskreisen zufolge waren die Schüler nach Verhandlungen zwischen den Entführern und der Regierung im Wald ausgesetzt worden. Sie sollten zunächst medizinisch versorgt werden, bevor sie zu ihren Familien zurückgebracht wurden. 

Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hatte die Entführung für sich reklamiert. Ob dies tatsächlich zutrifft, kann nicht endgültig verifiziert werden. Auch kriminelle Gruppen sollen in Videos erklärt haben, sie hätten die Schuljungen entführt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Islamisten mit kriminellen Banden im Nordwesten verbünden. 

Als Lehrer getarnt, um Schüler zu überrumpeln

Der Überfall auf die Schule mit Internat in Kankara  hatte sich am 11. Dezember zwischen 22.30 und 23 Uhr ereignet. Nach Zeugenberichten hätte sich eine erste Gruppe der Entführer ein Feuergefecht mit dem Sicherheitsdienst der Schule geliefert, während eine zweite Gruppe dies ausgenutzt habe, um die Schüler im Schlaf zu überraschen und aus ihren Schlafsälen zu holen. Sie hätten sich dabei zuerst als Lehrer ausgegeben und so die Schüler überrumpelt, bestätigte die örtliche katholische Pfarrgemeinde in Kankara gegenüber missio Aachen. Nach Angaben der missio-Partner vor Ort sei die Stadt Kankara in den vergangenen Monaten ein „Epizentrum“ von Entführungen und Überfällen krimineller Banden gewesen. Die Bevölkerung sei verzweifelt, weil sie sich durch die Polizei und den Staat nicht mehr geschützt fühle.

Weiterhin unklar ist die Frage, ob Lösegeld für die Freilassung gezahlt wurde. Obwohl der zuständige Gouverneur Amina Masari das verneint, ist eine Lösegeldzahlung denkbar. Terrorgruppen wie Boko Haram finanzieren sich überwiegend mit Lösegeld.  Der Erzbischof des Hauptstadtbistums Abuja, Ignatius Ayau Kaigama, zeigte sich inzwischen tief besorgt über die Gewalt und Unsicherheit im Land. Die regelmäßigen Morde und Entführungen in Nigeria stellten „mittlerweile eine erhebliche Bedrohung für alle Bürger“ dar, so Kaigama laut dem Fidesdienst.  DT/chp

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