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Kommentar um "5 vor 12": Eignet sich die Ditib-Zentralmoschee als Kölner Wahrzeichen?

Der 1. FC Köln hat auf den Trikots seiner Mannschaft neben dem Dom auch die Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld abgebildet. Er glaubt, das sei ein Zeichen der Integration. Es ist das genaue Gegenteil.
Das Kölner Fußball-Stadion RheinEnergieStadion in Müngersdorf
Foto: Christoph Hardt via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Das Kölner Fußball-Stadion RheinEnergieStadion in Müngersdorf, im dem der 1. FC Köln seine Heimspiele bestreitet.

"Mer losse d'r Dom in Kölle, denn do jehöt hä hin", singen die Black Föös in ihrem berühmten Kanrnevalssong. Der Dom gehört nach Köln und deswegen ist er auf dem neuen Auswärtsspieltrikot des 1. FC Köln abgedruckt , auf dem die Skyline der Stadt zu sehen ist. Aber es ist eben nicht nur der Dom abgebildet, sondern die Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld ist ebenfalls zu sehen. Gehört die da auch hin? Manche FC-Köln-Fans meinen offenbar: Nein. Diese Unstimmigkeiten machte der Fußballverein nun via Twitter öffentlich. Ein Fan hatte als Grund für seinen Austritt erklärt, er "wolle sich mit Moslems und Moscheen nicht identifizieren". Der Verein wiederum verwies darauf, dass zu den FC-Fans schließlich auch viele Muslime zählten und Weltoffenheit für den Verein ein wichtiger Wert sei. Ist die Sache damit erledigt?

Ebenen trennen

Nein - denn hier müssen zwei Ebenen voneinander getrennt werden: Da ist einmal die Tatsache, dass viele Kölner Bürger Muslime sind und natürlich auch viele dieser Muslime für ihren Heimatfußballverein fiebern. Dass dieser Verein sich dann darum bemüht, diese Fans in den Verein stärker einzubinden, ist nachvollziehbar und legitim. Ja, es ist sogar sehr wünschenswert, dass Vereine durch ihre sozialen Aktivitäten integrierend wirken. So dienen auch Fußballvereine dem Gemeinwohl. Ganz anders zu bewerten ist, dass ausgerechnet die Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld als Wahrzeichen für so eine Integration herangezogen wird.

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Erdogans Macht

Warum gerade diese Moschee und nicht eine andere?  Die Ditib ist der türkischen Religionsbehörde unterstellt, sie ist letztlich der verlängerte Arm der türkischen Regierung. An deren Spitze steht der türkische Staatspräsident Erdogan. Der Mann also, der gerade die Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee umgewandelt hat und sich gerne als neuer Sultan geriert. Erdogan war auch 2018 bei der Einweihung dieser Kölner Moschee dabei. So demonstrierte er seine Macht, die er über die Türken in Deutschland beansprucht, obwohl viele von ihnen längst die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Ein Zeichen der Integration war dieser Auftritt nicht. Er war das Gegenteil und stand für die Arroganz und Überheblichkeit des Autokraten vom Bosporus. Auch Muslime können sich über diese Bevorzugung der Ditib ärgern. Versucht der Verband doch gerne, sich als Sprecher aller Muslime in Deutschland in Szene zu setzen. Das ist er aber nicht.

Im besten Fall naiv

Der 1. FC Köln muss noch einmal nachdenken: Dass nun ausgerechnet die Moschee ausgewählt wurde, die mit  einem für den interreligiösen Dialog in Deutschland fatalen Ereignis verbunden wird, ist im besten Fall naiv. Diese Naivität können wir uns aber nicht leisten. Vor allem dann nicht, wenn wir wollen, dass es fruchtbaren interreligiösen Dialog gibt, der tatsächlich dem Gemeinwohl dient. Da zieht auch der Hinweis nicht, die Moschee stehe hier stellvertretend für die gesamte muslimische Gemeinschaft in Köln. Man kann ein Gebäude nicht von seiner Geschichte entkoppeln. Und zu dieser Geschichte gehört Erdogan. Das war ein Eigentor.

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Sebastian Sasse Integration Moscheen Muslime

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