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Die WerteUnion ist tot

Mit der Wahl von Max Otte zum Bundesvorsitzenden hat die WerteUnion ihren ursprünglichen Anspruch aufgegeben, die Konservativen in der Union zu repräsentieren. Sie steht jetzt außerhalb der Partei.
Ökonom Otte neuer Chef der Werte-Union
Foto: Karlheinz Schindler (dpa-Zentralbild) | Max Otte, deutsch-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, ist zum neuen Vorsitzenden der Werte-Union gewählt worden.

Es war nicht nur eine Wahl, es war eine Beerdigung. Mit der Wahl von Max Otte zu ihrem Bundesvorsitzenden hat die WerteUnion (WU) ihren alten Anspruch zur Grabe getragen. „Wir sind die Repräsentanten der konservativen Basis der Union. Wir stehen für die Renaissance der alten Volkspartei mit einem starken konservativen und wirtschaftsliberalen Flügel“, so lautete bisher das WU-Narrativ. Mit diesem Slogan konnte man Mitglieder fischen und sich vor allem auch öffentliche Aufmerksamkeit sichern.

Grundidee der WerteUnion ist plausibel

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Diese Strategie ging auf: Immer wenn in den letzten Jahren in den Medien Krisen in der Union Thema waren, konnte man sicher sein, dass auch der WU das Mikro hingehalten worden ist. Denn die Grundidee der WU-Gründung ist ja auch plausibel: Eine in der Merkel-Ära programmatisch entkernte Partei besinnt sich wieder auf ihre Wurzeln, eben die eigentlichen Ur-Werte der Union. 

Dieser Ansatz steht und fällt allerdings mit einer Voraussetzung: Die WU muss bei aller Kritik an Parteiführung und Parteilinie doch in der Partei selbst verankert sein. Mit der Wahl Ottes ist diese Verankerung, die auch schon in den letzten Monaten immer lockerer geworden ist, endgültig gelöst.

Glückwünsche vom AfD-Spitzenkandidaten

Ein Glückwunsch zur Wahl kam etwa von AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla. Otte hatte bis Januar dem Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung vorgesessen. Im Zuge seines Rücktritts von dieser Position hatte er gefordert, der Höcke-Flügel müsse besser in die AfD integriert werden. Das führt zu der skurrilen Situation, dass der Glückwunsch des AfD-Spitzenkandidaten an den Vorsitzenden einer angeblich CDU-nahen Organisation als Spitze gegen den Meuthen-Flügel im innerparteilichen AfD-Machtkampf gedeutet werden kann.

Spätestens hier zeigt sich, dass Max Otte vielleicht die WU für seine politische Auferstehung nutzen kann – sei es in Form einer neuen Partei oder für den Anschluss an die AfD. Der WU als Repräsentantin der konservativen Basis der Union haben seine Wähler das Grab geschaufelt. 

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