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Die „wahren Helden Olympias“ sind die Teilnehmer der Paralympics

Die Paralympics sind in dieser Woche gestartet. Menschen mit einem Handicap, die trotzdem nicht aufgeben, kämpfen mit vollem Einsatz um Medaillen und Erfolge.
Paralympics Tokio 2020 - Tischtennis
Foto: Marcus Brandt (dpa) | Paralympics: Para-Tischtennis, Vorkämpfe, Einzel, Männer, Gruppe E, Hamadtou (Ägypten) - Park (Südkorea), im Tokyo Metropolitan Gymnasium. Ibrahim Elhusseiny Hamadtou (hinten) und Hong Kyu Park in Aktion.

Sie stehen etwas im Schatten der Olympischen Spiele: die Wettkämpfe der Paralympics, die in dieser Woche in Tokyo begonnen haben und bis zum 5. September stattfinden. Dabei sind die Teilnehmer, wie es die Journalisten-Legende Franz Josef Wagner treffend formuliert hat, die „wahren Helden Olympias“. Menschen, die mit einem Handikap zur Welt kamen oder früh einen Schicksalsschlag erleiden mussten. Die jedoch nicht aufgegeben haben, sondern mit ganzem Einsatz kämpfen, um sportliche Bestleistungen zu erzielen. 

Unbedingt eine Medaille

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Wie etwa der ägyptische Tischtennisspieler Ibrahim Hamadtou, der im Alter von zehn Jahren bei einem Zugunfall beide Arme verlor. Der 48-jährige Familienvater agiert beim Spiel mit dem Schläger im Mund. Den Aufschlagt erledigt er mit den Füßen. Dazu ist er sehr ehrgeizig. „Nichts ist unmöglich“, zitiert ihn dpa. Er will unbedingt mit einer Medaille aus Tokyo abreisen.

Von diesem Sieges- und Lebenswillen geben auch andere Paralympics auf beeindruckende Weise Zeugnis: der südafrikanische Bogenschütze Philip Coates-Palgrave (50) etwa, der vor 25 Jahren bei einem Nilpferd-Angriff zu Wasser ein Bein verlor und sich nun von nichts mehr aus der Konzentration bringen lässt.

Eine gute Figur

Oder der iranische Sitzvolleyballer Morteza Mehrzad (33), der mit 2,46 Metern der zweitgrößte Mensch der Welt ist. So gigantisch das klingt, er hatte darunter sehr zu leiden. Eine Krankheit verursachte bei Mehrzad diesen enormen Schub in die Höhe. Dadurch, dass seine Beine eine unterschiedliche Länge haben, ist ihm das Gehen ohne Krücken nicht möglich. Beim Sport fand er Trost, Sinn und Anerkennung. Im Volleyball-Team kann er aufgrund seiner enormen Reichweite eine sehr gute Figur machen.

Noch viele andere „wahre Helden Olympias“ sind in Tokyo im Einsatz – und es ist toll, dass die großen Medien wie SPIEGEL, BILD und andere auch diesen Athleten so viel Aufmerksamkeit schenken. Im Geiste der Inklusion. Denn: In jedem vergänglichen Sieg steckt ein Stück Unvergänglichkeit. Auch die Wettkämpfe dieser Welt zählen. Und jedes menschliche Leben ist ein Gewinn.

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Stefan Meetschen Deutsche Presseagentur Stefan Meetschen

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