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Die CDU und ihre Maaßen-Frage

Die Reaktionen auf die Wahl von Hans-Georg Maaßen zum CDU-Bundestagskandidaten offenbaren die Zersplitterung der Union in verschiedene Lager.
CDU in Südthüringen entscheidet sich für Maaßen
Foto: Michael Reichel (dpa) | Hans-Georg Maaßen (CDU) verfolgt die Wahlkreisvertreterversammlung der CDU-Kreisverbände in Südthüringen.

Das neue Gretchen heißt Maaßen: Wie hältst du es mit dem ehemaligen Verfassungsschutz-Präsidenten, der in Südthüringen zum CDU-Bundestagskandidaten gekürt worden ist?  Das kann für die Union zur Schicksalsfrage werden. Denn die Antworten, die auf sie in der Partei gegeben werden, zeigen nicht nur unterschiedliche Strategien, sondern vor allem auch, dass diese  Ansätze nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. 

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Fleisch vom Fleische der CDU?

Da gibt es einmal die Merkelisten: Für sie ist Maaßen der politische Gegner Nummer eins und nicht etwa Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Manche spekulieren darüber, ob Maaßen selbst bei einem Wahlsieg nicht in die Fraktion aufgenommen werden könne. Andere fordern CDU-Anhänger dazu auf, Maaßen nicht zu wählen.

In ihrer „Maaßenlosigkeit“ setzt diese Gruppe weniger auf Argumente, sondern auf Emotionalisierung: NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler fragte via Twitter, ob die Südthüringer Parteifreunde nicht schlicht irre geworden seien.

Die zweite Gruppe sind diejenigen, die immer noch dem Leitbild von der Union als Sammlungspartei verschiedener nicht-linker Strömungen folgen. Für sie ist Maaßen Repräsentant einer solchen Strömung, die Merkel ignoriert hat, die aber doch Fleisch vom Fleische der CDU ist. Sie hoffen auf die Integration Maaßens mit dem Ziel, Wähler, die an die AfD verlorengegangen sind, wieder zurückzugewinnen. Bis jetzt können sie noch auf ihren Parteivorsitzenden hoffen. Hatte doch Armin Laschet, der gewiss kein Maaßen-Freund ist, im Interview mit der SZ erklärt, die Wahl eines Bundestagskandidaten sei in erster Linie eine Entscheidung der Parteifreunde vor Ort. 

Ein drittes Lager will den totalen Richtungswechsel

Und schließlich ein drittes Lager: Sie wünschen sich, dass die Personalie Maaßen nicht nur für eine Rückkehr in selige Kohl-Zeiten steht. Sondern vielmehr nun eine Offensive einsetzt, die in der Partei für einen totalen Richtungswechsel sorgt. Leitbild sind hier die US-Republikaner, die von einer konservativen, aber eben auch liberalen Partei unter Trump endgültig zu einer eindeutig nur-konservativen Partei mit rechtspopulistischen Einschlag geworden sind.

Sowohl das erste Lager wie auch das dritte verfügen über die notwendige Sprengkraft, die Union zum Wackeln zu bringen. Bleibt die Frage, wie Maaßen selbst sich endgültig positionieren wird. Nach seiner Wahl wies er via Twitter süffisant in Anspielung auf die Kemmerich-Wahl darauf hin, nun sei ja  nicht gefordert worden, die Wahl solle rückgängig gemacht werden. Das lässt eher Rauflust als Integrationswillen erwarten.

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