Nach dem Tod der liberalen US-Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg ist es wahrscheinlicher geworden, dass das Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs zu Abtreibung, „Roe vs. Wade“, in Zukunft gekippt werden kann. Diese Ansicht vertritt die Vorsitzende der demokratischen US-Lebensschutzorganisation „Democrats for Life of America“ (DFLA), Kristen Day. Es hänge jedoch davon ab, wer die Präsidentschaftswahlen im November gewinne, so die Pro-Life-Aktivistin gegenüber der Tagespost. Selbst Bader Ginsburg, die zeitlebens als liberale Ikone und Abtreibungsbefürworterin galt, habe Roe vs. Wade aus juristischer Perspektive kritisch gesehen, so Day.
Das abtreibungsfreundlichste Duo in der US-Geschichte?
Enttäuscht zeigt sich die DFLA-Vorsitzende vom Kandidatenduo der demokratischen Partei, Joe Biden und Kamala Harris. Der 77-jährige Ex-Vizepräsident und die 55-jährige Senatorin aus dem Bundesstaat Kalifornien seien das „abtreibungsfreundlichste Wahlkampfduo in der Geschichte unseres Landes“. Viele demokratische Lebensschützer würden am Wahltag eher zuhause bleiben, als für Biden zu stimmen, so Day. „Manche ziehen sogar in Erwägung, für Donald Trump zu stimmen.“ Zwar würden auch Abtreibungsgegner unter den Demokraten gerne ihre Stimme für Biden abgeben – die extreme Haltung der Partei in der Abtreibungsfrage schrecke sie jedoch ab.
Kritik übt Day auch daran, dass Biden seine jahrzehntelange Position zum „Hyde Amendment“ geändert habe. Dieses Gesetz, das die staatliche Finanzierung von Abtreibungen massiv einschränkt, hatte der demokratische Kandidat lange unterstützt, im Juni vergangenen Jahres jedoch seine Positionierung geändert.
30 Prozent der demokratischen Wähler gegen Abtreibung
Die Antwort auf das abtreibungsfreundliche Wahlprogramm der Demokraten könne laut Day nur sein, weiter für die Ziele in Sachen Lebensschutz zu kämpfen. „Wir müssen uns gegen die Abtreibungslobby und ihren Klammergriff wehren.“ Schweige man, so werde der „Abtreibungsextremismus“ fortdauern. Days Wunsch: Alle abtreibungskritischen Anhänger der Demokraten in einer Graswurzelbewegung zu vereinen, um so einen „Wandel von unten“ herbeizuführen. Immerhin seinen nach Schätzung der DFLA-Vorsitzenden etwa 30 Prozent der Parteianhänger gegen Abtreibung. DT/mlu
Wie sich die DFLA als Pro-Life-Randgruppe innerhalb der Demokraten behauptet und wie es zur parteipolitischen Polarisierung in der Abtreibungsfrage kam, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.