Im Figaro kommentiert der Soziologe und Essayist Mathieu Bock-Côté eine Untersuchung des - dem französischen Premierminister - angegliederten Instituts „France Stratégie“, die mit Hilfe von graphischen Darstellungen den außergewöhnlich hohen Anteil von außerhalb Europas geborenen Bewohnern vieler Stadtviertel und Städte aufzeigt.
Mehrheit nicht in Europa geboren
All jene, die sich nun „völlig überrascht, erschüttert und entgeistert“ ob der Untersuchung des Forschungsinstituts zeigten, gäben vor, erst jetzt den großen demographischen Wandel zu bemerken, der sich in Frankreich jedoch schon seit Jahrzehnten vollzieht, schreibt der kanadischstämmige Autor. Nun müssten sie es aber wohl glauben – nachdem das französische Magazin „Causeur“ die im Jahr 2020 verfasste umfassende Studie des Instituts France Stratégie offengelegt hat. In manchen Stadtvierteln und Städten seien die nicht in Europa geborenen Einwohner Frankreichs deutlich in der Mehrheit: „Und das Phänomen reicht weit über das Departement Seine-Saint-Denis hinaus. Ganze Städte wie Rennes und Limoges und viele weitere sind von diesem demographischen Wandel betroffen“.
Wandel positiv
Die Medien seien nun ratlos, denn sie hätten in der massiven Immigration immer nur ein „Hirngespinst“ sehen wollen, meint Bock-Côté. Wer dem zu widersprechen wagte, sei beschuldigt worden, „in Verschwörungstheorien abzugleiten. Sie liefen Gefahr, als rechtsextrem eingestuft zu werden und riskierten, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Sie wurden zu den Ausgestoßenen einer politisch-medialen Klasse, die ohne das Leugnen dieses Themas nicht über die Runden kam“.
Diese „Leugner“ nähmen den Wandel nunmehr zwar zur Kenntnis, so Bock-Côté weiter, hielten ihn jedoch für positiv, „wenn sie wiederholt bemerken, dass ‚die Diversität eine Chance für Frankreich‘“ sei.
Ethische Teilung
Diejenigen, die als Autochthone noch hier lebten, seien indes besorgt, stellt Bock-Côté fest. Schon François Hollande habe von einer ethnischen „Teilung“ der Franzosen gesprochen. Die Studie von France Stratégie spreche diesbezüglich „verschämt“ von „Wohnsegregation“. Doch zeugten „die Vornamen ausländischer Herkunft, die in einigen Stadtvierteln zur Norm geworden sind, nicht von einer Form der Spaltung, der Segregation, wenn sich die kulturellen Eigenheiten des Herkunftslandes sogar noch über eine Generation hinaus durchsetzen? Schickt sich ein erobernder Islam nicht dazu an, seine Sitten in einer zunehmenden Anzahl von Vierteln aufzuerlegen?“, fragt Bock-Côté.
Bock Côté folgert: „Viele Franzosen fühlen sich als Fremde dort, wo sie leben, in ihrem eigenen Land – das einzige, das sie haben, denn sie haben kein Ersatzvaterland“. Die Assimilation der Einwanderer sei nur dann möglich, wenn die autochthone Bevölkerung eines Landes „ihre Leitkultur wieder unmissverständlich zur Pflicht macht. Doch so ist es nicht mehr. Gegenüber der Bevölkerung, aus der sich ein Land zusammensetzt, sollte dieses nicht gleichgültig sein. Bei sich daheim zur Minderheit zu werden, ist für jedes Volk ein Drama“. DT/ks
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