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DEA-Generalsekretär warnt vor Abschiebung christlicher Konvertiten

Wenn man Menschen abschiebe, denen Verfolgung, Folter und Tod drohe, weil sie zum christlichen Glauben konvertiert seien, verletzte man das eigene Wertesystem, so der neue Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Reinhardt Schink.
Abschiebung eines Afghanen auf dem Flughafen Leipzig-Halle
Foto: Michael Kappeler (dpa) | "Wir schneiden uns ins eigene Fleisch, indem wir ausgerechnet die Migranten abschieben, die gut integriert sind und Brückenbauer zwischen den Kulturen sein könnten", so DEA-Generalsekretär Schink.

Der neue Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Reinhardt Schink, warnt vor der Abschiebung von Menschen aus dem Iran und Afghanistan, die zum christlichen Glauben konvertiert sind. Die Zahlen zur Situation von Konvertiten in Deutschland und mehr noch die Entwicklungen seien dramatisch, so Schink im Gespräch mit der „Katholischen Nachrichten-Agenut“ (KNA). „Sie sollten uns aufrütteln,  denn hinter jeder namenlosen Zahl steht ein erschütterndes menschliches Schicksal und die Gefahr, dass wir unser eigenes Wertesystem verletzen, indem wir Menschen abschieben, denen Verfolgung, Folter oder gar Tod drohen, weil sie sich für eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus entschieden haben.“

"Anstatt selber Glaubensprüfungen im
Schnelldurchgang durchführen zu wollen,
sollten die zuständigen Behörden das
Know-How der Kirchen und Gemeinden nutzen"
Reinhardt Schink, DEA-Generalsekretär

Die DEA sei erheblich daran beteiligt gewesen, so Schink weiter, dass das Thema in der Öffentlichkeit auf Gehör stoße. Man stehe in engem Kontakt mit dem ehemaligen Unionsfraktionsvorsitzenden im Bundestag, Volker Kauder, sowie mit dem CDU-Politiker Hermann Gröhe. Beide würden sich sehr für das Thema einsetzen. Ebenso adressiere man das Thema bei den religionspolitischen Sprechern der anderen Parteien.

Nach Lösungsansätzen gefragt, meinte der neue DEA-Generalsekretär: „Anstatt selber Glaubensprüfungen im Schnelldurchgang durchführen zu wollen, sollten die zuständigen Behörden das Know-How der Kirchen und Gemeinden nutzen.“ Wenn die Bescheinigung eines Pfarrers vorliege, dass jemand an einem fundierten Taufunterricht teilgenommen habe und sich in seiner Gemeinde engagiere, dann sollte das ernstgenommen werden.

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Pfarrern werde unterstellt, die Unwahrheit zu sagen

Eine empirische Studie zeige jedoch, dass für Konvertiten das Risiko steige, mit einer solchen Bestätigung abgelehnt zu werden. Dies bezeichnete Schink Skandal: „Denn Pfarrern wird offensichtlich unterstellt, dass sie die Unwahrheit sagen würden, und wir schneiden uns ins eigene Fleisch, indem wir ausgerechnet die Migranten abschieben, die gut integriert sind und Brückenbauer zwischen den Kulturen sein könnten.“

Bereits Ende Oktober hatte Kauder bei der Abschiebung von zum Christentum konvertierten Muslimen in einem Gastbeitrag für diese Zeitung zur Vorsicht gemahnt.  Konvertiten aus Ländern, in denen ihnen Verfolgung drohe, solle nicht generell ein „asyltaktisches“ Kalkül für ihre Konversion unterstellt werden. Bescheinigungen von Gemeinden, die die Ernsthaftigkeit der Konversion dokumentierten, müssten Behörden und Gerichte angemessen würdigen.

DT/mlu

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