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Coronavirus breitet sich weiter aus: Keine öffentlichen Messfeiern mehr in Hongkong

Kardinal Tong warnt vor Panik und ruft zu Gottvertrauen und Nächstenliebe auf. Europaabgeordneter Liese (CDU) erhebt schwere Vorwürfe gegenüber den chinesischen Behörden: Wir müssen über die Vertuschung der Krankheit sprechen. Ideologie darf nicht über Gesundheit stehen.
China, Wuhan: Ein Arzt überprüft die Kodierungen eines Patiente
Foto: Uncredited (CHINATOPIX/AP)/dpa | China, Wuhan: Ein Arzt überprüft die Kodierungen eines Patienten im Krankenhaus Jinyintan, das für kritische Covid-19-Patienten vorgesehen ist.

Im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus hat die Diözese Hongkong öffentliche Messfeiern für zwei Wochen aussetzt. „Die nächsten zwei Wochen werden ein entscheidender Zeitpunkt sein, um die Epidemie einzudämmen. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, hat die Diözese deshalb beschlossen, vom 15. bis 28. Februar alle öffentlichen Gottesdienste sonntags und wochentags für zwei Wochen, einschließlich der Aschermittwochsliturgie, auszusetzen. Einige Gläubige werden enttäuscht sein. Ich hoffe jedoch, dass jeder verstehen kann, dass es keine einfache Entscheidung war", so Kardinal John Tong, Apostolischer Administrator von Hongkong, in einem Rundschreiben, über das der Missionsdienst Fides am Donnerstag berichtete.

"Möge der Herr auf Fürsprache der Gottesmutter Maria unsere Gebete erhören, damit die Epidemie bald eingedämmt werden kann"
Kardinal John Tong, Apostolischer Administrator von Hongkong

Der Kardinal ruft alle dazu auf, "nicht in Panik zu geraten", sondern "auf Gott zu vertrauen und die christliche Nächstenliebe zum Ausdruck zu bringen". Der Kardinal erinnert an die Möglichkeit der Teilnahme an Online-Gottesdiensten oder an den über Radio und Fernsehen ausgestrahlten heiligen Messen und an das Meditieren über die heiligen Schriften oder das Rosenkranzgebet. Und „wenn wir zu Hause bleiben, können wir uns mehr um die Gesundheit unserer Familie kümmern insbesondere um die älteren Menschen und Kinder", so Kardinal Tong.

Der Kardinal bittet die Gläubigen, "sich gegenseitig zu helfen, Materialien zum Schutz vor der Epidemie auszutauschen, die im Evangelium verankerten Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu pflegen und füreinander zu beten". "Möge der Herr auf Fürsprache der Gottesmutter Maria unsere Gebete erhören, damit die Epidemie bald eingedämmt werden kann und uns Gesundheit und Wohlbefinden geschenkt wird", so der Kardinal in seinem Schreiben.

Auch die Schulen bleiben mindestens bis Mitte März geschlossen

Inzwischen hat auch die Regierung in Hongkong beschlossen, die Schließung der Schulen mindestens bis zum 16. März zu verlängern. Die Schulen sind bereits seit Beginn der chinesischen Neujahrspause Ende Januar geschlossen. "Wir beraten uns mit den Ärzten und werden das Datum der Wiederaufnahme des Unterrichts bekannt geben, wenn alle Bedingungen erfüllt sind", sagte Bildungsminister Kevin Yeung. In Hongkong gibt es derzeit 50 bestätigte Coronavirus-Fälle.

Angesichts des sich weiter ausbreitenden Coronavirus erhebt der Europaabgeordnete Peter Lieser (CDU) schwere Vorwürfe gegenüber den chinesischen Behören.  "Im Zusammenhang mit dem Coronavirus müssen wir unbedingt auch über die Vertuschung der Krankheit durch die chinesischen Behörden sprechen. Es ist mittlerweile offensichtlich, dass Fachleute, wie der kürzlich verstorbene Arzt Li Wenliang, die frühzeitig vor dem Coronavirus gewarnt haben, mundtot gemacht wurden", betont Liesee in einer Pressemitteilung vom Donnerstag.

"Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und es zeigt sich in diesem Fall auch, dass Menschenrechtsverletzungen wie die Einschränkung der Meinungsfreiheit die Krise verschärft haben“
Peter Liese, gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Christdemokraten im Europäischen Parlament.

Dies zeige, wie schlimm die Auswirkungen der Diktatur in China seien, so der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Christdemokraten, der größten Fraktion im Europäischen Parlament. "Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und es zeigt sich in diesem Fall auch, dass Menschenrechtsverletzungen wie die Einschränkung der Meinungsfreiheit die Krise verschärft haben“, betont Liese.  

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Der Europapolitiker, der selbst Arzt ist, forderte außerdem, dass Taiwan an den Koordinierungsmaßnahmen gegen die Krankheit beteiligt werden müsse. „Aus politischen Gründen, weil der chinesischen Regierung der Ausgang der Wahl in Taiwan vor einigen Jahren nicht passte, hat China Druck auf die Weltgesundheitsorganisation ausgeübt und die Weltgesundheitsorganisation hat diesem Druck leider nachgegeben. Auch hier zeigt sich, dass Ideologie über Gesundheit steht und das muss sich dringend ändern“, beklagte Liese. 

Nach der neuen Zählweise der Virusfälle in China ist laut Agenturangaben die Zahl der bestätigten Ansteckungen wieder stark gestiegen: Landesweit auf fast 64.000. Fast 1.400 Menschen starben bisher in China an dem Virus.

DT

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