Verteidiger und Kritiker des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan stimmen in einem Punkt überein: Die gewaltsame Räumung des Protestlagers am Istanbuler Gezi-Park war nur der Auslöser der Proteste, der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – aber keinesfalls die Ursache der Massenproteste. Der Erdogans AKP angehörende Innenminister Muammar Güler referierte am Dienstag in der Nationalversammlung in Ankara die Dimensionen der Revolte: In 77 der 81 Provinzen sei es zu Protesten gekommen. Dabei seien 280 Geschäfte, sechs öffentliche Gebäude, 103 Polizeifahrzeuge und 207 andere Autos sowie elf AKP-Zentren beschädigt worden. Den Gesamtschaden schätzte Güler auf 70 Millionen Lira (30 Millionen Euro).
Aufstand gegen den Anti-Atatürk
Ähnlich im Stil, konträr im Ziel: Erdogan kehrt Mustafa Kemals Kulturrevolution um. Von Stephan Baier