Irgendwann kommt dann doch alles heraus. Als der Mailänder Journalist Gianluigi Nuzzi vor gut einem Jahr zwei Samsonite-Koffer mit über viertausend Dokumenten aus dem Tessin zurück nach Italien holte, hatte er den schriftlichen Nachlass eines 2003 verstorbenen Vatikanprälaten im Gepäck, der – wie so viele Kurienmitarbeiter – an einflussreicher Stelle tätig war, ohne dass ihn Beobachter, geschweige denn die Öffentlichkeit wahrgenommen hätten. Renato Dardozzi, Jahrgang 1922, hatte es bis zum Manager der italienischen Telekommunikationsfirma Stet gebracht, bewegte sich auf dem internationalen Parkett, sprach fließend fünf Sprachen und hatte als tiefgläubiger Katholik ein behindertes Mädchen adoptiert.
Unheiliges hinter heiligen Mauern
Unterlagen eines verstorbenen Prälaten belegen, wie die Vatikanbank in die Schmiergeld-Affäre „Tangentopoli“ verwickelt war, die Italiens Parteienlandschaft veränderte