Sieben Jahre nach dem Sturz der Taliban ist Afghanistan alles andere als eine rechtsstaatliche Demokratie. Das wäre von einer im Stammesdenken gefangenen Gesellschaft vielleicht auch ein wenig viel verlangt. Dass Präsident Karsai jetzt aber das von ihm zuvor unterzeichnete „Familiengesetz“ – nach internationalen Protesten –, nur überprüfen und nicht schlicht fallenlässt, macht fassungslos. Denn es legalisierte nichts weniger als die Vergewaltigung in der Ehe. Das Verlassen des Hauses wäre für Frauen überdies an die Zustimmung durch ihren Ehemann gebunden. Zwar würde das Gesetz nur für die schiitische Minderheit gelten, die etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.