Spätrömisch nannte Vizekanzler Westerwelle dieser Tage den Umgang mit Steuergeldern und wurde dafür von einem Kontrahenten, dem sozialdemokratischen Oppositionsführer Gabriel, umgehend mit Kaiser Nero verglichen. Wir wissen zwar nicht, was Nero vom deutschen Steuerrecht hielte, trotzdem erscheint uns der Vergleich bezeichnend zu sein. Bezeichnend für den gegenwärtigen Zustand der öffentlichen Angelegenheiten und die Debatte darüber. Für die politische Kultur. Mit einem Wort: Unsere Gesellschaft ist harmonieversessen. Die Harmonieversessenheit hat sich in allen Bereichen durchgesetzt. Nicht zuletzt in der Politik. Sie hat die Öffentlichkeit langweilig gemacht, und den Staat beinahe handlungsunfähig.