Hatte der EU-Kommissionspräsident vor einem Jahr versucht, die Europäer mit Krisenrhetorik aufzurütteln, so setzte Jean-Claude Juncker in seiner „Rede zur Lage der Union 2017“ auf motivierenden Optimismus. „Die europäische Wirtschaft lebt endlich wieder auf“, fasste er die guten Nachrichten (Rekordbeschäftigung, Wachstum, Ertrag der Investitionsoffensive, Senkung der öffentlichen Defizite) zusammen. Wie Juncker vor Jahresfrist mit Schockbildern den Schulterschluss der krisengebeutelten EU-Mitglieder herbeiführen wollte, so versuchte er nun, den orientierungslosen Regierungen der EU-Staaten Kurs und Vision zu geben. „Europa hat wieder Wind in den Segeln“, sagt Juncker – hoffend, dass er das ...
Leitartikel: Pragmatisch und visionär
Von Stephan Baier