Memoranden haben in Deutschland offenbar Konjunktur. Der Staub, den die Denkschrift deutscher Theologen aufwirbelte, hat sich noch nicht gelegt, da glaubt die Bundesärztekammer etwas Denkwürdiges zur Präimplantationsdiagnostik vorlegen zu müssen. Und obwohl beide Memoranden sich hinsichtlich der Wahl des Themas, des Umfangs sowie des Stils höchst unterschiedlich ausnehmen, gibt es doch erstaunliche Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen nämlich will eine kleine, gut vernetzte Minderheit eine Mehrheit zwingen, ihre partikulären Interessen auf Kosten des Gemeinwohls zu befriedigen. Und in beiden Fällen macht das rücksichtlose Verfolgen dieser Interessen die Verfasser blind für die Wahrnehmung der tatsächlichen Wirklichkeit.
Leitartikel: Noch ein Memorandum
Von Stefan Rehder